NOTIONS aus Münster bestätigen mit ihrer selbstbetitelten EP die Tatsache, dass gerade im Hardcore-Bereich die richtig guten Bands selbst entdeckt werden müssen. Obwohl die Möglichkeit bestand Unterstützung durch Labels zu bekommen, entschied sich die Band dafür, ihren melodischen Hardcore erstmal selbst an den Hörer zu bringen. Das Ergebnis kann sich mehr als hören lassen, in weniger als 15 Minuten zeigen sich die vier Mannen enorm vielschichtig, engagiert und talentiert. Gleich mehrere Ohrwürmer und einige Gänsehautmomente auf eine Debüt-EP zu packen, sowas muss man erstmal meistern.
NOTIONS kennen die Vorteile der Straffung
Der Opener „Oh Brother“ täuscht kurz zahm an, bevor er sich als wütender, stampfender Melodic Hardcore-Brecher mit einem einnehmenden Groove zu erkennen gibt. NOTIONS zeigen sich zwar anklagend, neben sich aber ganz deutlich nicht selbst aus der Kritik raus. Genauso geht Hardcore meiner Meinung nach…“Hang ´Em High“ ruft in weniger als drei Minuten die komplette Gefühlspalette ab. Song Nummer zwei ist ein knapper, mit Schmackes hingerotzter Brocken, geschaffen aus Wut, Verzweiflung, Melancholie und Hoffnung. Der Track kommt direkt aus dem Bauch, klingt sehr intuitiv und überzeugt neben den tollen Drums besonders mit dem eindringlichen Gesang und den knackigen Backshouts. Es gibt zahllose Bands, die dröge minutenlang palavern und doch nichts Essentielles sagen. NOTIONS zeigen, wie es genau andersrum funktionieren kann und gehen trotzdem sehr akzentuiert vor. Eineinhalb Tage haben sich NOTIONS für die EP Zeit genommen und dies hört man den fünf Tracks an. Sehr differenzierter und homogener Sound, der alle Lieder ins beste Licht rückt.
NOTIONS beweisen Talent für Songbauten und schaffen es in den relativ knappen Stücken jedes Mal mindestens einen Höhepunkt zu kreieren, zeigen sich variabel und liefern schon mehr Trademarks als manche Großen. Drummer und Basser sorgen für eine stabile Rhythmusbasis und geben somit der EP den knallharten Rahmen, der Sänger schreit nicht schnöde sondern facettenreich und berührend. Um dem drückenden und eher melancholischen Part einen Gegenspieler zu setzen, wird von Seiten der Gitarrenfraktion abwechselnd melodiös oder wuchtig gearbeitet. Den Höhepunkt erreicht die EP mit dem letzten Schätzchen „Nail My Hands“. Der Song startet schon fast banal und schwillt dann zu einem mitreißenden, spannenden Track an. Sofort kommen mir LA DISPUTE in den Sinn, denn auch wenn NOTIONS nicht solche Geschichtenerzähler sind, so kitzeln sie „Nail My Hands“ doch genauso gekonnt zum Finale, wie die amerikanischen Post-Hardcore-Giganten.
Eine EP ohne Ausfälle, dafür mir sehr viel Potential
Wenn ich am Ende einer EP traurig bin, dass es nicht weitergeht und mir nichts anderes bleibt, als das Teil mehrfach hintereinander zu hören, die Songs dabei nicht schlechter sondern noch besser werden, dann haben NOTIONS einiges richtig gemacht. Besorgt euch die Platte hier, lasst ein paar Euro da und gebt der doofen Floskel „den Underground unterstützen“ Substanz. NOTIONS (bestehend aus ehemaligen Mitgliedern von STAND FAST und jetzigen von SVFFER) basteln gerade an einer Tour für Ostern 2014 und ihr könnt euch sichern sein, dass die Münsteraner nicht locker lassen und ganz sicher weiterhin ihr komplettes Herzblut in NOTIONS legen werden.
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