„We wanted to go back to the roots!“ Jonny Hawkins‘ Aussage könnte das neue Album von NOTHING MORE – „Carnal“ – nicht besser umschreiben. Zurück zu den Wurzeln bedeutet eine Rückkehr zur alten Härte. War der Vorgänger „Spirits“ emotionaler und eine Scheibe, die wichtig für die Band war, um die damalige Pandemie zu verarbeiten, ist „Carnal“ der böse, aggressive Nachwuchs der Alternative-Rocker aus den Staaten.
Zurück zu den eigenen Wurzeln
Die gitarrenlastigen Songs des frischen Rohlings fördern eine progressive Grundstimmung zutage. Der Song „House On Sand“ feat. I PREVIAL-Sänger Eric Vanlerberghe liefert einen ersten Vorgeschmack und macht den Mund wässrig. Eric und Jonny kämpfen hart an den Mikros, mal miteinander, mal gegeneinander. Die dabei freigesetzte Energie überträgt sich spürbar. Der Track steht Pate für ein sehr mächtiges „Carnal“.
Etwas ruhiger und durch die Stimmfarbe von DISTURBED-Fronter David Draiman geprägt, breitet sich „Angel Song“ im Ohr aus. Der softe Refrain ist eher für die breitere Masse angelegt und macht den Titel zum radiotauglichsten Track der neuen Platte. Ein klassischer Fall von „nice-to-have“. NOTHING MORE zeigen sich auf „Carnal“ gelegentlich in einer weichgespülten Variante. Neben den Gitarrenriffs, die ordentlich Druck machen, legt die Band weiterhin großen Wert auf eingängige Hooklines, die livekompatibel und mitsingbar sind.
Wild und unkontrollierbar
Jonny Hawkins und seine Männer sind aber immer dann am besten, wenn sie Vollgas geben. „Existential Dread“ liefert eine Gitarrenwand vom Feinsten, bei der der Fronter fast aufpassen muss, dass sie ihn nicht zu sehr in den Hintergrund drückt. Aber genau in diesen Momenten keimt es wieder auf: das Wilde und Unkontrollierbare, für das Hawkins mit seiner Stimme und seiner Bühnenpräsenz bekannt ist.
„Carnal“ ist ein Balanceakt
NOTHING MORE versuchen stetig, die Balance zwischen melodiöser Einfachheit und wilder Rohheit zu halten. Mit „Carnal“ gelingt genau das und noch viel mehr. Die Band schafft es, wieder so frisch und ungehemmt wie in ihren Anfangsjahren zu klingen. Sie verknüpfen durch ihre lange Erfahrung im Songwriting die Vergangenheit mit der Gegenwart. „Carnal“ ist ein gelungener Rückblick zu den Wurzeln bei gleichzeitigem Fokus auf die Zukunft.
Kommentare
Sag Deine Meinung!