Not Available - No Excuses

NOT AVAILABLE? Sofort blitzen diverse Erinnerungs-Bruchstücke an eine Zeit vor dem Abitur auf. Und zwischen Bahnhofshalle und Batida bzw. vollgekritzelten Federtaschen und vollge… ähm… genialen T-Shirts ist nicht alles golden. Eine wichtige Rolle in der kulturellen Sozialisation spielte damals jedenfalls der Mailorder des Lost&Found-Labels aus Hannover, der von tätowiertem Streetgang-Hardcore bis hochmelodischem Melodycore alles parat hatte. Und NOT AVAILABLE aus Deutschland eben mittendrin.

Allerdings mussten sich die Jungs in den 90ern sowohl hinter LAG WAGON und NO USE als auch den damals blutjungen Wilden aus Schweden wie MILLENCOLLIN und NO FUN AT ALL einreihen. Von BAD RELIGION reden wir mal gar nicht erst. Und ganz ehrlich: Zumindest bei mir hatten sogar die damaligen Label-Kollegen von SKIN OF TEARS bleibenderen Eindruck hinterlassen.

Allerdings verstehen NOT AVAILABLE ihr Melodycore-Handwerk, reihen einen Singalong an den nächsten und besitzen in Sänger Dragan einen kompetenten Frontmann mit markanter Stimme. Diese transportiert trotz allen Uptempos und der überbordenden Melodiosität der Kompositionen stets eine latente Melancholie, die das neue Werk „No Excuses“ sicher vor der Kinderlied-Falle bewahrt. Und die Kollegen machen nach über 20 Jahren Bandbestehens auch nicht den Fehler, irgendwas am Hausrezept zu ändern – die Scheibe hätte eins zu eins genau so erscheinen können, als es noch die alten Postleitzahlen gab.

Das heißt andererseits aber auch, dass all das nullkomma originell ist und eine gewisse Gleichförmigkeit der Songs zum Rezept gehört. Über dem Durchschnitt ordne ich das hier dennoch an, und ich bilde mir ein, dass das nur bedingt mit Nostalgie zu tun hat. Die letzte GREEN DAY kassiert „No Excuses“ jedenfalls locker.

Und jetzt habe ich irgendwie Durst. Und wo ist mein Longsleeve von der Stranger-Than-Fiction-Konzertreihe? Und wo das von der Monstour? Zu kalt für Chucks ist es jedenfalls nie.