Nostromo - Ecce Lex

Review

„Rude Awakening“ heißt der erste Track dieser mordsmäßigen Schlachtplatte, und was sich anfangs nach einer nervigen Glasstreicher-Orgie anhört, bricht bald ein ziemlich irres Riffmassaker los.

Die Kaputten hinter dieser Metzelei sind die Schweizer NOSTROMO, die rein klangmäßig überhaupt nichts mit der Stille des berühmten Weltraumfrachters zu tun haben und sich auch leider im Jahre 2004 aufgelöst haben. Deshalb als kleines Erinnerungsstück hier das erste von drei Reviews, die noch einmal eine der brutalsten und beeindruckendsten Bands der Schweiz würdigen sollen.

„Ecce Lex“ ist das 2002 veröffentlichte zweite Album der Band, und war verglichen mit dem Debüt und der „Eyesore“-EP ein wahrer Quantensprung, sowohl in Sachen Technik als auch Produktion.
NOSTROMO spielen einen ganz wilden Bastard aus Grindcore, Hardcore und Death Metal, in dem sich technische Raffinesse und schieres Chaos die Hand geben. In den ersten drei Songs wird Blut vergossen, wie an einem Tag in einer Großschlachterei. Schon gleich zu Beginn des ‚bösen Erwachens‘ fallen die tonnenschwere Gitarrenwand und die alles niederknüppelnden Drums auf, ganz zu schweigen vom Sänger, der sich auf fast schon unmenschliche Weise die Seele aus dem Leib schreit. Kein Geblubber, kein Gegrunze oder Gegurgel – hier wird geschrien, bis sich die Stimmbänder in Millionen Schnipsel auflösen.

Bei den Riffs gibt es kein Pseudogewichse auf den Saiten, sondern flottes, polyrhythmisches Fingerspiel, Stakkato und zahlreiche Breaks. NOSTROMO gönnen dem Hörer so gut wie keine Pause, bieten aber durch die Tempivariationen jede Menge geiler Moshparts zum Rübeschütteln und Hirnshake-Zubereiten.
Nach drei gnadenlosen wie durchschlagenden Granaten gibt es mit „End’s Eve“ eine kurze, akustische Verschnaufpause, bevor es dann mit „Labor Of Their Will“ wieder in die Vollen geht. Mit dem nachfolgenden „Sunset Motel“ zeigen sie auch eindrucksvoll, wie man gekonnt eine packende Melodie mit extremen Klängen verbinden kann, ohne dass sie ihre Wirkung verliert. Zweifelsohne einer der vielen Hits des Albums.

Danach geht es kompromißlos weiter, und mit dem zerstörenden Titeltrack „Ecce Lex“ erweisen sie in 17 Sekunden Vorbildern wie NAPALM DEATH die gebührende Ehre. Ein weiteres Highlight kurz vor Schluß ist das durch ein akustisches Intro eingeleitete „Turned Black“. Eine kurze Nummer, die wieder mit einer schönen Melodie anfängt und dann fulminant und mit voller Gitarrenbreitseite ihr Finale findet.
„Unwillingly and Slow“ ist dann der perfekte Rausschmeißer: Hier gibt’s zunächst nochmal voll auf die Zwölf, und nach einer Serie von Breaks einen finalen Moshpart.

Für mich ist „Ecce Lex“ eins der essentiellen, modernen Extrem-Metal-Alben, produziert von einem der Meister dieses Faches (der leider verstorbene Mieszko von NASUM) und eingespielt von einer hochtalentierten Band aus dem Land der Berge.
Erschienen ist „Ecce Lex“ auf dem französischen Label Overcome Records (das mittlerweile auch die Segel gestrichen hat…), und war dort eine Zeit lang auch als limitierte Auflage im Digipak erhältlich. Gute Mailorder haben diese Scheibe. Und coole Extrem-Metaller auch — in ihrem Regal stehen!

(PS: Das hier abgebildete Cover stammt von der Vinylversion des Albums. Sieht noch besser aus als die CD-Version!)

05.05.2008
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