Bei den ersten Tönen des Openers „While Love Died“ einmal verdutzt nachgeschaut. Doch siehe da: der melodische Hard Rock von NORTHWARD erscheint tatsächlich über Nuclear Blast. Durchaus mal was anderes für den Metal-Label-Riese. Warum die selbstbetitelte Debütplatte nicht auf das Sublabel Arising Empire outgesourcte wurde, ist ebenso schnell erklärt. Hinter NORTHWARD steckt nämlich niemand geringeres als PAGAN’S MIND-Gitarrero Jorn Viggo Lofstad und NIGHTWISH-Frontfrau Floor Jansen.
Wer bei der bloßen Erwähnung der Symphonic-Metaller das Weite sucht, sollte sich schleunigst wieder umdrehen. Denn auch wenn es bei NORTHWARD durchaus mal etwas kitschig wird („Storm In A Glass“), könnte die Musik des Duos kaum weiter von Floor Jansens Hauptband entfernt sein.
Floor Jansen ist der Dreh- und Angelpunkt
Statt ausuferndem Bombast gibt es auf „Northward“ nämlich riffgetriebenen, modernen Hard Rock. Dank einer großen Portion amerikanisch gefärbtem Pathos, erinnert das Treiben gerne mal an ALTER BRIDGE. Nur eben mit weiblichem Gesang. Dementsprechend trägt Jansens emotionale Performance den Großteil der Songs. Egal ob kraftvolle Rocknummer („Let Me Out“) oder gefühlvolle Ballade („Paragon“) – Jansen überzeugt in allen gesanglichen Lebenslagen.
Ein weiterer großer Pluspunkt ist derweil die Gitarrenarbeit von Jorn Viggo Lofstat. Zwar ist er nicht ganz so ein Virtuose wie Mark Tremonti. Dafür überzeugt er aber durch abwechslungsreiches Riffing sowie sehr pointierte Soli. Eingerahmt wird das alles von einer aalglatten, aber immens druckvollen Produktion aus dem Hause Jacob Hansen.
NORTHWARD fehlt (noch) das letzte Quäntchen
Die Grundpfeiler stehen bei NORTHWARD also auf mehr als solidem Grund. Allerdings fehlt es noch ein bisschen am letzten Quäntchen Eingängigkeit, um wirklich mit den großen (amerikanischen) Vorbildern konkurrieren zu können. Trotz einiger toller Melodien, entfalten die Songs nämlich keine richtige Langzeitwirkung. Nach dem Hören ist das Album schnell wieder aus dem Sinn.
Die Zutaten für ein tolles Hard-Rock-Projekt sind bei NORTHWARD allesamt vorhanden. Am Können von Floor Jansen und Jorn Viggo Lofstad besteht zudem keinerlei Zweifel. Das Songmaterial ist durchweg gelungen, aber eben auch nicht mehr als das. Wirkliche Highlights sind leider rar gesät. Für Fans von ALTER BRIDGE oder den FOO FIGHTERS liefern NORTWARD aber definitiv eine willkommene Abwechslung zu den üblichen Verdächtigen.
Werd ich mir wohl mal geben, mag floor jansens stimme einfach, vor allem wenn man sie auch mal abseits des symphonic geträllers gehört hat. Wird wie hier ja schon beschrieben sicher nix bahnbrachendes, aber gute rockalben zum locker nebenbei hören gibts auch immer seltener. Alter bridge z.B. sind mir viel zu dick mit pathos zugekleistert.
Aber abgesehen davon, ist arising empire nicht nuclear blasts sublabel für die eher core-lastigen sachen? Da hätten northward ja noch weniger draufgepasst.