North - The Great Silence

Review

Unter Szene-Insidern sind sie längst kein unbeschriebenes Blatt mehr: Mit ihren Alben „Ruins“ und „What You Were“ konnten die Amis NORTH 2007 und 2008 bereits ihren Bekanntheitsgrad aufbauen – nur um danach wieder ein bisschen in Vergessenheit zu geraten, denn für den „What You Were“-Nachfolger „The Great Silence“ ließ man sich geschlagene vier Jahre Zeit; weitere Monate vergingen, bis das Werk nun, im März, auch in Europa erhältlich ist.

Vier Jahre können eine lange Zeit sein und so ist es nicht allzu verwunderlich, dass auch NORTH auf ihrem neuen Album leichte Veränderungen zeigen: Es gibt weniger Post-Rock-Momente, stattdessen konzentriert sich der Fünfer aus Arizona mehr auf Sludge-Parts und metallische Wände, ohne jedoch ihre Wurzeln gänzlich zu verleugnen. So gibt es trotz des geschrumpften Anteils an verhallten Gitarrenmelodien immer noch viele atmosphärisch-hintergründige Parts auf „The Great Silence“, die dem Album zumindest ein bisschen Laut-Leise-Dynamik verleihen. Das ist für den Genuss der Scheibe auch zwingend notwendig, denn ansonsten wirkt „The Great Silence“ sehr seltsam – die Platte ist nämlich gleichzeitig viel zu überladen, obwohl der Sound ja eigentlich reduziert werden sollte, und zu dünn produziert, als dass man hier von einem Brett aus Gitarrenwänden und Atmosphäre-Sludge sprechen könnte.

So sind die Sludge-Riffs selten sonderlich straight gespielt und vertrackte Rhythmen finden sich allüberall auf „The Great Silence“. Damit habe ich ja erstmal kein Problem, aber NORTH machen auf mich immer wieder den Eindruck als hätten sie nicht so recht gewusst, wie sie das rhythmisch komplexe Riffing songdienlich einbauen können – und so ist ein Großteil des Albums sicherlich technisch wunderbar gespielt, dabei bleibt aber nicht allzu viel hängen. Hinzu kommt, dass dann, wie in „Sentience“ oder „Inanimate Fathers“, öfter zusätzlich zu den eh schon nach viel-zu-viel klingenden Riffs Leads gespielt werden, die auch gerne etwas komplexer ausfallen und sich rhythmisch nicht immer ganz anpassen – dadurch entsteht ein polyrhythmischer Eindruck, der jedoch das Gefühl, dass die Songs maßlos überfrachtet wurden, nur noch bestärkt.

Da ist es fast eine Erlösung, wenn NORTH in „Pulse“ mit einer ordentlichen, gerade gespielten Gitarrenwand anfangen oder, wie gegen Ende von „Origins“, dann doch nochmal die verhallten Post-Rock-Gitarren auspacken. Das mögen die Momente sein, die der Band eben kein Alleinstellungsmerkmal verleihen, aber das sind ganz einfach auch jene Momente auf „The Great Silence“, die schlicht und ergreifend funktionieren. Oder funktionieren würden, denn wie gesagt: Die Produktion der Platte macht dem Ganzen auch gerne einen Strich durch die Rechnung – von Gitarrenwänden kann kaum die Rede sein, denn dafür haben die Gitarren rein klanglich einfach nicht genug Kawumm. Schade.

So kann man unter dem Strich vor allem festhalten, dass „The Great Silence“ eine Platte mit vielen guten Ansätzen ist, die aber alle nicht so wirklich zünden wollen. Zu dünn, um ein Brett zu sein; zu überladen für eine dichte Atmosphäre. Auch, wenn es einige nette Parts auf diesem Album gibt, für mich kommt es nicht über das Mittelmaß hinaus.

06.03.2013

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