Norse - Pest

Ich muss ja zugeben, dass ich bei Black Metal von „down under“ immer zuerst an Sin Nanna und STRIBORG, den tragikomischen Anti-Helden des Kinderzimmer-Ein-Mann-Black-Metals, denken muss. Glücklicherweise reifte in mir beim Anhören der NORSE-EP „Pest“ recht schnell die Erkenntnis, dass dieser Vierer aus New South Wales mit dem tasmanischen Möchtegern-Teufel rein GAR nichts zu tun hat.

Doch zunächst: NORSE? Als australische Black-Metal-Band? Noch dazu aus New South Wales? Zugegeben, das Genre hat seinen Ursprung in eher nördlichen Gefilden – das lasse ich vorerst gelten. Spätestens aber, als die ersten Klänge des Openers „Encoded Weakness“ meine Ohren erreichen, ist der Name NORSE vollends gerechtfertigt. Das, was hier in knapp 27 Minuten geboten wird, ist norwegischer Black Metal in seiner sperrigsten Form. Erinnert sich jemand an das „Grymyrk“-Demo der THORNS? Oder an das Remake von „Lovely Children“, das unter dem Titel „You That Mingle May“ den Weg auf die 200er Moonfog-Compilation gefunden hat? So oder ähnlich kann man sich die Marschrichtung der sechs Songs vorstellen, die NORSE auf „Pest“ präsentieren – ausschließlich digital, wohlgemerkt!

Die Dissonanzen machen den Schwarzwurzel-Legenden der Neunziger wirklich alle Ehre, man könnte auch MAYHEMs oft verkanntes „Ordo Ad Chao“ als (dis)harmonische Referenz heranziehen – allein die Produktion ist differenzierter, um nicht zu sagen furztrocken. Interessanterweise legt gerade dieser Klang noch eine Schippe auf den sowieso schon reichlich fiesen Eindruck der EP drauf – nimmt man noch das eigentümliche Songwriting und die mitunter recht abrupt wirkenden rhythmischen Sprünge hinzu, bekommt man einen recht zutreffenden Eindruck dieses Monsters, das NORSE so vollkommen unerwartet auf die Menschheit loslassen. Bitte mehr davon!