Normahl - Friede Den Hütten - Krieg Den Palästen

Review

NORMAHL aus Winnenden im Schwabenländle kehren mit „Friede Den Hütten – Krieg Den Palästen“ zurück, die Band wurde bereits 1978 gegründet und hat somit, trotz Unterbrechungen, sicher eine nicht zu unterschätzende Fanbase. Die Herren fühlen sich dem Punk Rock zugehörig, wobei Deutschrock auf die aktuelle Platte eher zutrifft. Schon im Promoschreiben unterstreichen die Stuttgarter ihre ‚radikalen‘ Taten der Vergangenheit, die Probleme mit Staat und Polizei und natürlich ihre unbeirrbare Standhaftigkeit. Eilmeldung nach Stuttgart – auch Punk Rock entwickelt sich weiter und etwas kniffeliger darf es schon sein.

Die anklagenden Texte behandeln die immer gleichen Themen und graben auch die altbekannten Vorurteile aus, ohne auch nur einen Hauch umsetzbarer Lösungsvorschläge zu liefern. Es wird viel geklagt und geschimpft, durch die harmlose Instrumentierung wirkt die Wut etwas zahnlos und nicht wirklich überzeugend. Gewaltverherrlichend oder gar jugendgefährdend ist auf „Friede Den Hütten – Krieg Den Palästen“ absolut nichts, denn die Botschaften bewegen sich etwa auf dem gleichen Kreativitätsniveau wie der Albumtitel. Die Melodien sind durchweg schunkelbar und sehr leicht eingängig, allerdings ist keine der Botschaften wirklich einschlagend oder gar innovativ. Teilweise klingen die Lieder so infantil („Es, Es, Es und Es“), dass sie auch locker mit anderem Text als Kinderlied durchgehen können. Das mag gewollt sein, besser stehen NORMAHL die Akkordeonklänge in „Das Narrenschiff“, wobei hier eben auch inhaltlich und musikalisch kein wirklicher Staub aufgewirbelt wird und der Sprechgesang genauso von EAV kommen könnte.

Ausdrücke wie ‚Spießersäcke‘, ‚Scheißdreck‘, ‚Besoffskis‘ oder Botschaften wie ‚Ich will nicht jubeln für ein Land, das mich nicht liebt‘, ‚Für mich bist du ein Söldner, wo du bist da ist Krieg. Deutsche Panzer rollen immer, für den Sieg‘ oder ‚Ja auch dich haben sie schon genauso belogen, so wie sie es mit uns heute immer noch tun. Und du hast ihnen alles gegeben. Deine Kraft, deine Jugend, dein Leben‘ motivieren sicher keinen Jugendlichen mehr dazu, beim nächsten Frisör nach einem Iro zu verlangen und prompt auf die nächste Demo zu rennen. Viel eher werden sich die eingeschlafenen Alt-Punks angesprochen fühlen oder einfach die, die Scheitern mit Punk verwechseln. Der maulende Ton und das Vermengen von unterschiedlichen Themen in einem ganz anderen Zusammenhang irritiert. Dass Nazis, Krieg und die Ausbeutung des kleinen Mannes scheiße sind, ist glasklar. Allerdings macht es einen großen Unterschied, wie populistisch man seine Meinung äußert.

Wenn eine Band nach so vielen Jahren noch immer über die gleichen Themen im gleichen Wortlaut schimpft, dann sollte man mal anfangen zu überlegen, ob diese Form der Kritik etwas bringt und warum sich der Hörer die 500. Platte mit gleichem Inhalt ins Regal stellen sollte. Fans von NORMAHL dürfen sich das Schmuckstück besorgen, für die anderen gibt es weder die angepriesenen Punk-Historie zu hören, noch irgendetwas Neues zu lernen. Es gibt unzählige deutschsprachige Punk-Rock-Bands, die NORMAHL in allen Kategorien haushoch überlegen sind: TURBOSTAAT, DACKELBLUT, SICK OF SOCIETY, BOXHAMSTERS, PASCOW, ALARMSIGNAL, SLIME, WIZO, DRITTE WAHL … um nur einen Bruchteil zu nennen. Mach es gut, „Alter Junge“ …

02.04.2015

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