Nordagust - In The Mist Of Morning

Seltsam, der Gesang. Zerbrechlich, leidend, auch leidenschaftlich. Die Gitarren? Atmosphärisch, eingangs werden die ersten Takte des MAIDEN-Klassikers „Strange World“ kurz zitiert. Maultrommeln, akustisch-perlende Passagen, ein äußerst cleveres Songmaterial, welches tolle Sequenzen enthält… das alles ist „In The Mist Of Morning“ der Norweger NORDAGUST. Prog, Metal, Siebziger-Vibes und viel Emotion, das transportieren die Lieder der Band.

„Expectations“ ab Minute 4:03… Das ist wirklich mal eine Melodie, die nicht vergessen wird, wetten? Die orientalischen Leads kehren immer wieder. Gehauchtes, Geflüster, Natur, Vogelgezwitscher, diese hellen transparenten Licks, dazu dieser wirklich eigenwillige Gesang, das klingt ganz unverwechselbar. Die Wiese ist bunt, Schmetterlinge flirren, dennoch auch etwas Dunkles ist hier unterschwellig immer vorhanden.

Alice-Im-Wunderland? Verspielt ist die Band. Und sehr intelligent im Arrangieren der Lieder, denn immer wieder setzt es Breaks, Zwischenspiele, dennoch bleibt der Fokus immer auf den Song gerichtet. Die Soli setzen traurige kleine Melodien in den Äther, das Zusammenspiel greift die Themen auf und führt zum Basisakkord, zum Grundmotiv zurück.

Das Drama setzt sich fort. NORDAGUST sind gut. Sie sind die sanft-metallische Ausgabe des Prog. „In The Woods“ ist spirituelles Instrumental; nicht zufällig tauchen wir in fernöstliche Klänge ein. Dennoch, die lieblichen Töne aus dem grünenden Wald führen zu entspannter Zufriedenheit. Dann geben uns NORDAGUST wieder eine Zaubermelodie mit in den Tag („Elegy“), erinnert etwas an Bryan Ferry und seine ROXY MUSIC, streift Darkrock, mäandert schwebend durch waldige Flure, auch Rauch ist in der Nähe, von einem Schornstein eines Gehöfts? Oder gibt es da eine unnatürliche Ursache?

„Forcing“ ist das Instrumental, das DIMMU hätten machen können, wenn sie nicht auf „Dominus Animus Power Lupus“ gesetzt hätten. Diese fließenden, tragischen Gitarrenleads, von leisen Chören begleitet, entführen in östliche Gefilde. Etwas 1000 und eine Nacht ist dabei. Wunderbar, dieses so kristallklar geschmetterte und wie der „Bolero“ mit wiederkehrendem Motiv ausgestattete Instrumental. Harem? Ja, bitte! Bin allmählich in einem Alter, in dem ich nicht mehr „nein“ sagen kann… Klar, war ein Scherz, kein Sexismus an diesem Orte.

Was die Nachbarn EFTERKLANG mit ihren reinen Klassik-Pop-Prog-Klängen, sind NORDAGUST mit ihrem feinem atmosphärischem Prog Rock, nämlich die Spitze des jeweiligen Genres, jawohl.

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