Noisebazooka - Humped World

Review

„Wow, was ein Ranz.“ – Erster Gedanke. „Hm, ganz so schlimm is‘ ja doch nicht, Ideen haben sie ja.“ – Zweiter Gedanke. „Wann ist’s denn endlich vorbei?“ – Dritter Gedanke. „What the Fuck?“ – Vierter Gedanke (beim Outro). „Ah, endlich.“ – Letzter Gedanke.

Reicht? Nicht? Na gut:

NOISEBAZOOKA ist eine österreichische Zwei-Mann-Band (einer zuständig für Stimmbandvergewaltigungen, einer für die Gitarren und das Programmieren der Konservendrums) und wenn ich im Internet bei der Recherche auf Reviews stoße, die beim Vorgängeralbum von 99 Tracks in etwas über 60 Minuten sprechen, wird mir ganz übel. Ganz so unmenschlich ist „Humped World“ dann doch nicht – hier gibt’s nur 32 Tracks in einer knappen Dreiviertelstunde, wobei allerdings ein zehnminütiges Outro mit eingerechnet ist. Immerhin. Das Ganze durchzuhalten ist trotzdem nicht so einfach. In dem Sinne Respekt an die Kollegen anderer Magazine, die sich die komplette Stunde des Vorgängers gegeben haben.

NOISEBAZOOKA machen Lärm. Punkt. Bei den Wienern treffen sich Grindcore und Noise, Erinnerungen an AGORAPHOBIC NOSEBLEED werden wach, allerdings so gänzlich ohne nachvollziehbare Strukturen oder irgendwas, woran man hängen bleiben, wonach man als Hörer greifen könnte. Die paar Momente, die tatsächlich nach Idee und nicht nur nach Instrumentenvergewaltigungen klingen, sind an einer Hand abzuzählen (die kurze Ruhepause in „Hate Forecast“, Wiedererkennungswert – wenn auch keinen positiven – hat auch der Computer-Drum-Overkill in „Propagandarchy“) und … na ja, man stelle sich eben knapp 35 Minuten Lärm vor. Mit wenigen wirklich greifbaren Strukturen, mit einem Konservenschlagzeug, das oft genug völlig ohne Takt drauf los blastet, mit Gitarren, die gegeneinander spielen. Dem Ganzen folgt dann nach zwei Coversongs („Egal“ von JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE und „The Kill“ von NAPALM DEATH) zu guter Letzt noch das Outro „Winterlandscapes“, welches zehn Minuten Synthiesounds darstellt und zwar so gar nicht zum Rest des Albums passen will, aber immerhin das Erträglichste auf „Humped World“ ist.

Ist das Album also schlecht? Nun, hier fällt es mir so schwer wie selten zuvor, den Balanceakt zwischen subjektivem Empfinden und objektiver Berichterstattung beim Rezensieren hinzubekommen. Ich möchte die Punktwertung, die mir vorschwebt, eigentlich gar nicht unter diesen Text schreiben, weil es bestimmt Leute gibt, die sich dieses Album – und das zurecht – ins Regal stellen werden. Dies ist eben einer der Momente, wo man fragen darf: „Ist das Kunst oder kann das weg?“ Ich entscheide mich für letzteres, NOISEBAZOOKA machen für mich Lärm ohne Gleichen, an das stilsichere Geprügel der Vorbilder AGORAPHOBIC NOSEBLEED kommt man nicht auch nur annähernd dran, der schwache, dünne Sound tut sein Übriges. Erträglich ist was anderes – wer auf diese Art Musik (?) steht, wird meinen Verriss mit Sicherheit nicht verstehen oder mir mangelnde Objektivität vorwerfen, diejenigen dürfen gerne ein paar Punkte auf meine Wertung drauf addieren. Aber Musik hat ja immer auch irgendwo etwas mit Unterhaltung zu tun, weshalb ich dem Großteil aller Musikfans nur von diesem Machwerk abraten kann.

14.05.2012
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