Mit NOFX ist es wie mit guten Freunden, die man lange nicht gesehen hat. Sie begleiten einen den Großteil des Lebens und man kennt sich im Prinzip in- und auswendig und doch entstehen immer wieder Situationen, die man nicht vergessen mag. Ganz so viel Liebe möchte ich dem neuen NOFX Werk „Single Album“ jetzt nicht unbedingt zugestehen, aber es macht doch fast alles richtig. Fans können sich jedenfalls auf einige Facetten im Bandsound freuen. Nicht ganz einfach, wenn man als Band schon 29 Jahre in der gleichen Besetzung beinahe dreißig Jahre aufeinander sitzt. Da kann die Kreativität auch schon einmal abstinent sein. Nicht so im Hause NOFX.
Die Platte braucht Zeit
„Single Album“ braucht seine Zeit um zu wachsen, so viel steht schon nach dem ersten Durchlauf fest. Man könnte sagen NOFX sind erwachsen geworden. Die neue Platte hat über die gesamte Distanz einen melancholischen Unterton. Das heißt natürlich nicht, dass die Amerikaner jetzt auf einmal depressive Musik spielen. Das im Vorfeld veröffentlichte „I Love You More Than I Hate Me“ ist beispielsweise ein guter Wegweiser, der zeigt in welche Richtung das Album tendiert. Nachdenklich klingt „Single Album, würde ich sagen. Natürlich sind die typischen Melodien wieder vertreten und auch die sarkastischen Lyrics von Fat Mike sind wieder über jeden Zweifel erhaben. Es ist aber dieser melancholische Unterton in den Songs, der die besondere Atmosphäre von „Single Album“ ausmacht. Stücke wie der sperrige Opener „The Big Drag“, „Fish In A Gun Barrel“ oder das abschließende, mit einem Pianointro versehen und von Mike unmotiviert gesungene „Your Last Resort“ (das hinten raus aber ganz schön abgeht), heben sich schon von den gewohnten gute Laune Stücken aus dem NOFXschen Kosmos ab.
Es ist genug schneller Punk für alle da
Jetzt ist aber nicht so, dass NOFX auf die Tränendrüse drücken. Mit „Fuck Euphemism“, „My Bro Cancervive Cancer“, „Linewleum“ oder „Grieve Soto“ gibt es genug Songs, die die alten Tugenden der Band repräsentieren. Es ist also eine interessante Mischung, die auf die Fans wartet. Schade ist hingegen, dass die Trompete von El Hefe auf „Single Album“ komplett fehlt (das Saxophon bei „Fish In a Gun Barrel“ ist da kein adäquater Ersatz). Das soll aber keine Kritik sein, ich bringe hier nur mein Bedauern zum Ausdruck.
Nachdenklich, aber nicht schlecht
Ansonsten wirken die Songs von NOFX sehr nachdenklich, dürften aber live neben den unzähligen Klassikern bestehen können. Zumal diese neue melancholische Ausrichtung eine neue Nuance im Bandsound darstellt. Zumindest in dieser Masse, melancholische Untertöne hatten Fat Mike und seine Jungs hier und da schon immer im Programm. Trotzdem ist „Single Album“ keine schlechte Platte, sie ist aber anders als der Rest in der Diskographie von NOFX. Vielleicht ähnlich wie es „Heavy Petting Zoo“ damals war.
NOFX sind NOFX sind NOFX. Kannste nicht viel falsch mit machen, wenn du auf Melodic Hardcore/Punkrock stehst. Bei sieben Punkten gehe ich d’accord.