Noekk - Waltzing In Obscurity

Review

Dunkle, kunstvolle Klangästhetik schallt wieder in die Welt hinaus, denn NOEKK veröffentlichen nach zehn Jahren endlich ihr viertes Full-Length-Album „Waltzing In Obscurity“. Es gab mit der EP „Carol Stones And Elder Rock“ bereits einen Appetithappen. Mit der neuen Platte schicken sich Markus Stock alias Schwadorf alias F.F. Yugoth und Thomas Helm alias Funghus Baldachin (EMPYRIUM, THE VISION BLEAK) an, die Magie wieder in voller Länge wirken zu lassen. Die Zeichen stehen gut, wobei die Band auf „Waltzing In Obscurity“ gemäß ihrer Entwicklung zurückhaltender zu Werke geht, was den Grad klassischer Progressivität der Musik und damit einhergehend die Länge ihrer Songs angeht.

NOEKK betreiben Fortschritt durch Reduktion

Dabei machen für Gelegenheitshörer vor allem die wunderbaren Gesangsharmonien den Ausflug in das Album mehr als wert. Als Beispiel sei das mit seinen elegischen Vocals unter die Haut gehende „Perseus“ genannt. Auch „The Giant“ hat diese wunderbar ergreifenden Harmonien, die der Musik von NOEKK dieses speziell poetische verleiht, besonders wenn sie von Baldachins klarer, tiefer Stimme vorgetragen werden. In instrumentaler Hinsicht konzentriert sich das Duo auf das Wesentliche, wobei wie erwähnt bei weitem nicht mehr so konsequent in die Prog-Trickkiste gegriffen wird.

Der gothische Wind, der durch die Tracks weht, bleibt trotz der zahlreichen Einflüsse konsistent, sodass sich renaissanceartige Elemente wie in „The Giant“ ebenso elegant in den Sound einfügen wie die Mellotron-Streicher in „Mortlach“ oder die allgemein präsenten Folk-Einflüsse. Das alles wurde jedoch eingesetzt, ohne die Songs zu sehr zu überladen, sodass „Waltzing In Obscurity“ angenehm gediegen daher kommt. Auch die warme, nicht zu kantige Produktion tut ihr Übriges, um das Album geschmeidig ins Ohr gehen zu lassen.

„Waltzing In Obscurity“ ist vielleicht ein Stück zu glatt geraten

Das hat allerdings auch den Nachteil, dass ein bisschen die einprägsamen Spitzen in den Songs fehlen. Abgesehen von den zum Teil wirklich eindringlichen Melodien und einigen Hooks bleibt erstaunlich wenig von den Stücken an sich hängen. Könnte natürlich auch daran liegen, dass die Band mit weniger Druck agiert als beispielsweise auf „The Minstrel’s Curse“, was Produktion und Härte der Songs angeht. Tatsächlich fühlt sich „Waltzing In Obscurity“ teilweise ein bisschen auf Nummer Sicher gespielt an und längst nicht mehr so abenteuerlustig wie ein „The Grimalkin“.

Man mag das „Jammern auf hohem Niveau“ nennen angesichts dieser Band, aber „Waltzing In Obscurity“ ist trotz seiner Stärken möglicherweise zu glatt geraten für das eigene Wohl. Am Ende bleibt das neue Album von NOEKK jedoch immer noch eine wunderbar hörbare Platte. Das Duo hat sich gewiss nicht selbst übertroffen, aber ein angenehmes Scheibchen für das herbstliche Zwischendurch geschaffen. Und es dürfte für Einsteiger genügend Anlass bieten, sich mit den früheren Alben der Band zu befassen.

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06.10.2019

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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