Nocturnus AD - Unicursal

Review

NOCTURNUS waren seit den späten Achtzigern und anschließend insbesondere mit den ersten beiden Studioalbum in musikalischer Hinsicht eine absolute Besonderheit in der Florida-Death-Metal-Szene. Während man Kumpanen wie OBITUARY heutzutage eher den Caveman-Stempel verleihen würde, agierte die Band aus Tampa stets technischer und atmosphärisch extravagant. Im Jahr 2002 war dann endgültig Schluss. Danach firmierten Projekte unter der Führung des ehemaligen Bandgründers Mike Browning unter dem Titel AFTER DEATH und schließlich unter NOCTURNUS AD. Jedenfalls ist es bemerkenswert, dass auch deren zweites Album „Unicursal“, trotz Rückschlägen wie dem Tod von zwei Mitgliedern aus dem Ursprungsprojekt, immer noch den bunten, extraterrestrischen Vibe der Altwerke versprüht.

Manchmal fast knatschige Synthie-Melodien

Das heißt aber im Umkehrschluss natürlich auch, dass es NOCTURNUS AD hier weder sich selbst noch dem Hörer wirklich leicht machen. Wieder einmal leiern sich Browning und seine vier durchaus erfahrenen Mitstreiter fast eine Stunde lang Riffs, Breaks und omnipräsente Synthie-Fußabtreter aus den Rippen, die den Hörer phasenweise aus der Erdumlaufbahn katapultieren, manchmal aber auch gänzlich überfordern. Ein Stück letzterer Bauart ist der Opener „Ascension Throne Of Osiris“ mit teils dramatischen Keyboards und hektischen Songstrukturen.

Auch der erneut teils recht erzählerische Gesangsweise von Browning fehlt es etwas an Biss, sodass „Unicursal“ immer mal wieder an Stringenz verliert. Dieses Problem erscheint hier sogar noch kerniger als beim Vorläufer „Paradox“. Dann tun die vordergründigen, häufig grellen Keys ihr Übriges, um das zweite Album der US-Amerikaner in ein interessantes, aber konfuses Gesamtwerk zu verwandeln. Andererseits schreiben NOCTURNUS AD aber auch Songs wie die Vorabsingle „CephaloGod“ oder „Hod, The Stellar Light“, die einerseits ihre Momente haben und die auf der anderen Seite einen fetten Schmelztiegel aus obskurer Space-Atmo und technischem Death Metal mit wahnwitzigen Riffs bilden.

„Unicursal“ ist ein harter Trip

Des Weiteren ist „Unicursal“ wie auch schon sein Vorgänger „Paradox“ schlichtweg zu lang geraten. Etwa das „Outro“, das einer Landung fremdartiger Wesen anmutet, hätte man deutlich einkürzen können und auch der Auftakt des eigentlich starken Songs „Mesolithic“ lässt den Zuhörer zunächst etwas ratlos zurück. So machen NOCTURNUS AD, trotz hervorragender musikalischer Fähigkeiten, auf ihrem neuen Langeisen nicht alles richtig und werfen der Hörerschaft einen abermals schwerverdaulichen Brocken zu, der seine Magie nur partiell entfalten kann.

14.05.2024
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