Mit dem aktuellen Output sollten Nocturnal Rites es eigentlich endlich (es handelt sich hier um Platte Nr.6 !!!) geschafft haben, aus dem Schatten großer Power Metal Acts herauszutreten, den Supportactstatus ad acta zu legen und in die oberste Riege aufzusteigen.
Sicherlich erfinden sie diese Sparte Musik nicht neu, aber die fünf Schweden verstehen es, saustarke Songs zu schreiben und Bands wie Hammerfall mühelos mit bärenstarken Riffs, supereingängigen Chören und wahren Ohrwurmmelodien an die Wand zu klatschen. Das ist einfach die richtige Art Mucke, um damit bei mittlerer Geschwindigkeit auf ner freien Autobahn zu fahren und die hervorragenden Refrains mitzuschmettern. Vor allem Fronter Jonny Lindqvist ist eine der großen Stärken der Band : kraftvoll, melodiös, durch alle Tonlagen hinweg treffsicher – und wie erquicklich : Die Band hat darauf verzichtet, ihn brutal zu kastrieren, so dass uns kein eierloser Eunuch den Spaß an dieser Platte verdirbt.
Und der Spaßfaktor liegt durchweg auf höchstem Level, zumal man den Jungs ihre erfrischende Spielfreude jederzeit anhören kann. Der Rest der Mannschaft steht ihrem Vocalakrobaten aber in nichts nach … melodiöse Soli, akzentuiertes Drumming … alles was das Power Metal Herz begehrt, wird en masse mit der richtigen Portion Abwechslung und Raffinesse geboten. Dabei schafft der Fünfer es zudem, die Klischees des Genres weitestgehend zu umschiffen. „One Nation“ ist dabei vielleicht etwas zu sehr auf das Motto „United We Stand“ getrimmt und sicherlich hat sich mit „Egyptica“ ne Nummer eingeschlichen, deren Thematik nicht zuletzt von Maiden (PowerSlave) sehr wohl bekannt ist (haben nicht auch Steel Prophet vor nicht allzu langer Zeit mit „Book Of The Dead“ in dieselbe Kerbe gehaun ?), aber dafür rettet das überzeugende Songwriting den Track problemlos.
Und seitdem orientalische Tonleiter und Melodien nicht nur im Power Metal beliebt sind (ich sach‘ nur Nile und Melechesh), scheint Ägypten/Orient ja ohnehin ein „Muss“ für so manche Band darzustellen 😉 Und um auf Maiden zurückzukommen : Da möchte ich nur das Augenmerk im besonderen auf Track Nummer 4 lenken (das doublebasslastige „Awakening“) … besser bekommen die Herren um Steve Harris ihre typischen Galopper auch schon seit langem nicht mehr hin. Nocturnal Rites bieten einfach lupenreinen Power Metal, frei von jeglicher Peinlichkeit, der zudem noch eine spitzenmäßige Produktion verpasst bekommen hat. Für das eindrucksvolle Cover zeichnet im Übrigen wieder Leo Hao verantwortlich, der schon die letzte Scheibe „Shadowland“ optisch veredelte.
Wer also auf gänsehauterzeugende Hymnen steht und auch genug Kraftfutter für den Tag benötigt, der kann absolut bedenkenlos zuschlagen. Für mich sind Nocturnal Rites neben den deutschen Brainstorm die Power Metaller der Stunde !!!
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