NOCTURNAL GRAVES haben sich 2004 in Melbourne gegründet und ließen im selben Jahr gleich zwei Demos folgen: „Profanation Of Innocence“ und „Deathstorm“. Das in manchen Ecken des Untergrunds recht renommierte Debüt „Satan’s Cross“ (2007) wurde vom neuen Label Season Of Mist letztes Jahr neu rausgebracht, bevor Album Nummer drei 2018 unter dem neuen Banner erscheint. Ob „Titan“ seinem Namen alle Ehre macht?
NOCTURNAL GRAVES und Season Of Mist – passt das?
Zumindest hört man dem Sound sofort an, dass der Label-Name größer geworden ist. Vor allem im Vergleich zum direkten Vorgänger knallt die tiefschwarze Mixtur aus Death und Thrash wesentlich druckvoller aus den Boxen, noch immer fein knarzig und authentisch, keine Frage, aber doch mindestens einen Tick weniger organisch. Kein Rückschritt, nur eine Feststellung. NOCTURNAL GRAVES versprühen nach wie vor diese liebreizende Leidenschaft für „Wir zerknüppeln alles“-Musik; inzwischen aber verstärkt aufgelockert durch klassische Leadgitarre-Momente (in „Souls Tribulation“ beispielsweise) und mehr Midtempo.
Mehr Abwechslung! Mehr Reife?
Das zeigt schon der Opener „Resistance“, der mit fast sieben Minuten auffällig lang und abwechslungsreich daherkommt (auf „…From The Bloodline Of Cain“ gab es keine Nummer, die über fünf Minuten dauerte). Der bedrohliche Beginn wirkt irgendwie bekannt, die einsetzenden Drums klingen dann extrem martialisch. In der Folge entfaltet sich das Stück mit spannender Black-Death-Schlagseite und nach knapp über vier Minuten denkt man, das Lied wäre vorbei. Vergammelter Pustekuchen. NOCTURNAL GRAVES ziehen die Handbremse und wildern mal eben in beinahe doomigen Gefilden, stampfen mit simplen Riffs nieder, was sich ihnen in den Weg stellt, lassen wieder ein paar filigrane Noten einfließen und beenden das erste Lied so, wie es begonnen hat. Schon stark.
Kein Metal-Titan, aber ein sehr gutes Album!
Die paar mehr Facetten tun dem dritten Studioalbum „Titans“ hörbar gut. NOCTURNAL GRAVES haben ihren musikalischen Kosmos geöffnet und erweitert (das überraschende Ende von „Silence The Martyrs“ zum Beispiel), ohne auch nur ansatzweise auf ihren eigenen Wurzeln herumzutrampeln. Das Durchschnittstempo ist nach wie vor hoch, aber ausgewogener. Insgesamt also ein Schritt nach vorne, auch wenn es noch nicht bis in die Kaufempfehlung reicht. Dafür fehlen weiterhin die ganz großen Momente.
Hat seine Momente, ist aber en gros einfach zu belanglos. Wer diesen Stil mag und zudem nichts gegen besseres Schlagzeugspiel und deutlich besseren Gesang einzuwenden hat, dem seien Vredehammer ans Herz gelegt. Die hier zur Schau gestellte Räudigkeit was besagte Punkte anbelangt wirkt auf mich zu gewollt.