Musik kann manchmal so herrlich einfach sein. Schon ein Blick auf das gelungene, aber völlig klischeebehaftete Albumcover (ein umgedrehtes Kreuz ableckender Deibel sitzend auf einer brennenden Kirche) von Paolo Girardi (hat auch Artworks für u.a. INQUISITION und MANILLA ROAD angefertigt) zeigt sofort, was für eine Art von Musik man von NOCTURNAL GRAVES erwarten darf: lupenreiner Black/Thrash Metal.
Authentisch und kurzweilig
Das sakrale Intro des Openers verheißt zunächst noch nicht allzu Schlimmes, doch kurz danach beginnt der gut halbstündige Sturm der Australier. Die Zutaten sind dabei denkbar einfach: Hier eine gute Portion uralte SLAYER, dort ein bisschen Teutonenthrash der Marke alte SODOM und KREATOR sowie eine Prise VENOM und fertig ist das musikalische Grundgerüst. Es wird also standesgemäß den 80ern gehuldigt und nicht selten bekommt man den Eindruck, als habe man einzelne Parts und Riffs auf irgendeinem Klassiker aus jener Zeit schon einmal gehört. Wie eine bloße Kopie klingt die Band allerdings nicht. Dafür sorgen zum einen die schwarzmetallischen Vocals und zum anderen einige Death Metal-Einflüsse im Gesamtsound.
Vergleiche mit den Kollegen von DESTROYER 666 sind ebenfalls naheliegend, auch weil Mainman Nuclear Exterminator (sowie der jetzige Gitarrist Shrapnel, der aber bei den Aufnahmen von „Satan’s Curse“ noch nicht mit an Bord war) bei den Zerstörern Ende der 90er selbst einmal Trommler war. Die Produktion von „Satan’s Cross“ ist im Vergleich zu einigen europäischen Vertretern der Black/Thrash-Szene klarer und druckvoller, ohne dabei aber irgendwie künstlich oder klinisch zu wirken. Vielmehr passt diese wunderbar zu dem aggressiven Sound der Australier und verleiht den Liedern die nötige Wucht.
Das Tempo der ursprünglichen acht Songs des Albums ist dabei stets im hohen Bereich angesiedelt und wird nur vereinzelt mit Midtempo-Parts unterbrochen. Auf Intros (abgesehen vom Opener „Aggressive Exterminator “ und „Nocturnal Maniac“) oder viel Schnickschnack drum herum verzichtet man konsequent und die Spieldauer der Lieder überschreitet auch kaum die vier Minuten-Marke (auch hier bleibt der Opener eine Ausnahme). So werden die acht Schandtaten von NOCTURNAL GRAVES effektiv und kurzweilig. Was leider fehlt, sind die ganz großen Momente. So klingt die Platte zwar wie aus einem Guss, aber kein Lied sticht wirklich hervor. Ein paar Killer-Riffs hier oder knackige Refrains zum Mitgrölen dort hätten dem Werk sicherlich gutgetan.
Einen Klassiker liefern NOCTURNAL GRAVES jedoch nicht
Fazit: Man merkt der Band an, dass sie das Ganze völlig authentisch und mit Leidenschaft machen. Genrefans bzw. wer von angeschwärztem Thrash Metal aus den 80ern nicht genug kriegen kann und die Originalversion von „Satan’s Cross“ noch nicht im Regal stehen hat, der kann hier ruhig zugreifen. Allerdings darf man hier keine ganz große Offenbarung erwarten. Am Ende bieten NOCTURNAL GRAVES in der knappen halben Stunde – die Bonustracks ausgenommen – solide und unterhaltsame Kost, spielen im Vergleich mit zahlreichen ähnlich veranlagten Bands jedoch nur in der (oberen) zweiten Liga. Aber auch die kann Spaß machen.
Als Bonus des Reissue gibt es Demoversionen von fünf Albumsongs, die vorher nur auf einem limitierten Promo-Tape erhältlich waren. Diese klingen deutlich reduzierter und versprühen einen herrlich rumpeligen Proberaumflair. Gerade das Schlagzeug scheppert hier deutlich roher als in den finalen Versionen. Insgesamt eine nette Dreingabe, mehr aber auch nicht.
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