Noctiferia - Per Aspera

Review

Slowenien… Das österreichische Nachbarland im Südosten genießt hierzulande wohl eher mittleren Popularitätsgrad, sowohl als Ziel schmerbäuchiger Erholungssuchender wie auch als Musikerschmiede. Wer beispielsweise „Laibach“ hört, verbindet damit bezeichnenderweise wohl eher schwarz verhangene Avantgardisten mit Besen-Frisur als die slowenische Hauptstadt (für naseweise Feierabend-Historiker: heute Ljubljana). – Jäh wird diese naive Unbefangenheit jedoch Lügen gestraft, als das mittlerweile zweite Output des slowenischen Quartetts NOCTIFERIA meinen Plattenfühler schleift. Diese Band, die von sich erzählen darf, einst Label-Offerten u.a. von Hammerheart Rec. die Tür gewiesen zu haben, holt aus ihrem offensichtlich geliebten pure fucking Underground aus, um nun doch an der Hand der Arctic Music Group (von MALEVOLENT CREATION-Axtmann Phil Fasciana) und mit Selling Points im Promowisch weltweit die Hirne prügelgeiler Musikfreunde zu unterwerfen. Und dabei stellt sich der düstere Kraftballen beileibe nicht ungeschickt an: Der technischen Hochkunst der Nordmänner von EMPEROR wird hier nach Leibeskräften Tribut gezollt, während jedoch die kennzeichnende nordisch-magere Rauhbeinigkeit durch eine wärmere, wohlgenährte und detaillierte Soundmauer ersetzt wird, die die hochkompakten Riff-Briketts standesgemäß verfeuert wie der Black Metal seine Vorbilder. Wolkenbrüche tosenden Hyperblast-Sturms, oft getragen auf gemäßigten Schultern symphonischer Synthies, wechseln mit peitschendem Doublebass-Hagel und schwerem Doom-Donner MORBIDER ENGEL („Realm Burns On“). Immer wieder lassen jähe Blitzeinschläge den roten Faden bersten – diese progressive Wucht verliert jedoch zu keiner Zeit die Balance zur strukturellen Überschaubarkeit aus dem Auge. Vor allem die vorzüglich genutzten Keys tragen hier zu einer gesamtheitlichen Abrundung der Tracks bei. Obwohl dieses Labskaus aus Black, Death und Doom noch nicht ganz KATAKLYSMischen Horizont erreicht, sollte vor allem der technische Hochgenuss und die zeitgleich manifestierte Brutalität nicht nur der Fangemeinde Letztgenannter ein Besuch beim Plattenmann wert sein.

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03.02.2003

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