Noctiferia - Pax

Review

Es gibt da ein Klischee zu Powerpoint- oder verwandten Nicht-Microsoft-Präsentationen: Je mehr Farben und Effekte auftauchen, desto dünner sind die Inhalte. Böse Zungen würden behaupten, dass Farben und Effekte sogar verwendet werden, um von den Inhalten abzulenken. Der fünfte Longplayer der Slowenen von NOCTIFERIA – „Pax“ betitelt“ – scheint dieses Klischee eindrucksvoll (aber genau deswegen inhaltsarm) zu bestätigen.

Wenn ich mir so anschaue, wie die letzten Alben des Sechsers hier beschrieben wurden, stelle ich mir zwei Fragen (von denen die eine im Promo-Schreiben beantwortet wird – später mehr dazu): 1. Waren NOCTIFERIA auf ihren ersten Alben wirklich so viel besser – oder haben sie es geschafft, die werten Kollegen in gewissem Maß zu „blenden“? 2. Sind das wirklich dieselben NOCTIFERIA, die „Per Aspera“ und „Death Culture“ veröffentlicht haben?

Kommen wir jedoch zunächst zur Musik der seit 15 Jahren aktiven Band: „Pax“ bietet zehn Songs mit einer Gesamtlaufzeit von gut 38 Minuten – und präsentiert NOCTIFERIA damit als moderne Metal-Band, die weiß, wie man siebensaitige Gitarren einsetzt, und auch sonst klanglich sehr souverän agiert. Viele elektronische Spielereien, Effekte und ein satter Klang machen „Pax“ prinzipiell zu einem gelungenen Modern- / Industrial-Metal-Album. Prinzipiell. Sobald ich mich nämlich auf die Suche nach echtem musikalischen Gehalt mache, finde ich verblüffend wenig Substanz unter der pompösen Oberfläche. „Pax“ besteht zum größten Teil aus Standard-Motiven, die hier nach typischem Industrial Metal klingen, dort in Djent-Gefilden wildern und mit viel Bombast angehübscht sind. Das mag auf den ersten Blick wirklich vielversprechend klingen, die vermeintliche Qualität hält dem prüfenden Blick aber nicht lange stand. Ohne die „Pax“-Vorgänger zu kennen, würde ich also vermuten, dass es NOCTIFERIA in der Vergangenheit auch auf diesen Seiten „gelungen“ ist, mehr Eindruck zu schinden als sie verdient gehabt hätten…

Womit ich bei der zweiten Frage wäre: Sind das wirklich dieselben NOCTIFERIA, die „Per Aspera“ und „Death Culture“ veröffentlicht haben? Das bereit gestellte Informations-Material lässt Folgendes verlauten: „Während dieser Zeit hat die Band […] bereits einige musikalische Wandlungen durchlebt, die der Band den Status eines Innovators in einer oft stilistisch festgefahrenen Metalszene verliehen haben.“ … Nun, der Begriff „Innovator“ ist die glänzende Seite einer Medaille, deren Kehrseite ich an dieser Stelle mit „MYSTIC CIRCLE des Balkans“ beschreiben möchte. Angesichts der Qualität von „Pax“ tendiere ich zu Kehrseite…

26.12.2014

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