Nocternity - Onyx

Review

NOCTERNITY kommen aus Hellas. Ja, wirklich. Black Metal und Griechenland geht nicht, hör ich gerade? Nun, ROTTING CHRIST und die gänzlich unterschätzten HORRIFIED strafen uns schon mal Lügen, oder? Mit „Onyx“ haben wir hier einen atmosphärischen, stimmungsvollen Brocken am Start, der mit verwaschenem Gesang, hymnischem Songaufbau und auf mächtigen Schwingen düsterer Nachtgeschöpfe einherkommt.

„The Song Of Hammers“ eröffnet unheilsschwanger, nordische Gitarrenakkorde malen eigenwillige Kreaturen der Finsternis an den seltsam unruhigen inneren Horizont, der die fest geschlossenen Augen stets begrenzt und partout nicht weichen will: stampfend geht es weiter, immer auf das Unheil zu. Wer SUMMONING, URNA, THE RUINS OF BEVERAST oder NEGURA BUNGET kennt, weiß, was ich meine. Verhallter Gesang setzt ein, nicht ganz so dem Untergrund verhaftet wie STIELAS STORHETT, dafür ebenso dunkel. Im Grunde ist der erste Song eine Art Einführung mit Überlänge. „Onyx“, der Titeltrack hämmert atmosphärisch, in der Tat, das ist hier kein Widerspruch, sondern ein Ausleben der Ambivalenz. Denn harsch, heftig und dabei hypnotisch wird fortgefahren, das Midtempobreak ist effektiv gesetzt. Wild, archaisch, ganz gemein löst sich der Song auf. „Secreta Ayra (The Key)“ lässt uns mit lieblichen Klängen den verbotenen Garten genießen, bevor sich das Unheimliche Bahn bricht, sanft, von der Seite, von oben, wird man umschlungen; beinahe freiwillig lässt sich der Hörer einlullen, das schwarze Paradies ist nah… Die Überlänge der Tracks erzeugt zusätzlich Atmosphäre; Tranceartiges Erleben kann nicht weit sein.

„Valyrian Steel (Blood Of The Dragon)“ erinnert mich zunächst an einen Comic-Helden meiner Kindheit, Valerian nämlich (ZACK kennt hier keiner, wie?), der durch Zeit und Raum geisterte und den alienhaften Bösewichtern erst auf Seite 48 das Handwerk legte. Auch hier wurde der Gesang sehr in den Hintergrund gemischt, die schwere treibende, immer nah am puristischsten Untergrund sich bewegende Produktion lassen die archaische Wildheit besonders gut zur Wirkung kommen. Breaks, Speed, Atmosphäre, verzweifelte Auflehnung, alles wird geboten, was betäubt. Dass die nicht aus Skandinavien kommen, muss verwundern. Die gebräuchlichen Stilmittel verwenden NOCTERNITY ohne die geringsten Probleme. „The Red Dawn“ beginnt mit Glockenschlägen, wieder tauchen wir ab in die Schwärze des endlos vor uns liegenden Waldes; jedes Geräusch kann auf unheilvolle Zusammentreffen hindeuten, das Riffing ist nordischer als die Bardenklänge des Reiches von Eisenherz, Thule. „Schwarze Nacht“ ist dann das hallende passende Outro dieser CD. Einen Minuspunkt gibt es: diese Art Musik muss länger als 38 Minuten dauern, 50 sind Pflicht. Wie dem auch sei, das alles ist weder perfekt, noch hundertprozentig produziert, auch könnte man an der Dynamik feilen, dennoch: das ist genau das, was ich mir unter atmosphärischem reduziertem Black vorstelle, fies, kratzig, gemein. An die Leute, denen die obengenannten Bands zusagen, ergeht ein Kaufbefehl.

23.06.2007

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6 Kommentare zu Nocternity - Onyx

  1. Matthias sagt:

    Ah, endlich macht mal jemand NOCTERNITY. Sehr coole Band, sehr cooles Album. Die Spieldauer würde ich nicht als Minus ansehen, denn Qualität und Spieldauer haben nicht grundsätzlich etwas miteinander zu tun. Ansonsten wurde alles gesagt im Review. "Onyx" sowie alle anderen NOCTERNITY-Alben wurden vom Solistitium-Nachfolge-Label Omvina Records bereits neu aufgelegt.

    8/10
  2. dead jolly sagt:

    7 Pkte??? Hör sofort auf zum Saufen!

    10/10
  3. Anonymous sagt:

    Bei diesem Review erleben wir meinen speziellen Freund Stendahl mal wieder in Hochform. Ich bin zwar kein Erbsenzähler, aber hier geht es wirklich zu weit, was ich im folgenden Text genauer aufzeigen will:

    Zu Beginn wird Rotting Christ als Beispiel dafür deklariert, dass BM und Griechenland "gehen", wobei man sich darüber in mehrfacher Hinsicht streiten kann.
    Wir lesen weiter:
    "Verwaschen" ist der Gesang also- sehr interessant.
    ""The Song Of Hammers eröffnet unheilsschwanger, nordische Gitarrenakkorde malen eigenwillige Kreaturen der Finsternis an den seltsam unruhigen inneren Horizont, der die fest geschlossenen Augen stets begrenzt und partout nicht weichen will",
    heißt es dann weiterhin. Die Unmöglichkeit dieses Satzes ist kaum noch in Worte zu fassen. Wer nicht versteht, was ich damit meine, möge einmal probieren sich denn "seltsam unruhigen inneren Horizont" vorzustellen, der die "fest geschlossenen Augen stets begrenzt" (und nebenbei natürlich nicht weichen will) und dann eventuell zu einem Ergebnis kommen. Wer Summoning kennt, wisse aber, was der Autor hier meine. Ich persönlich weiß dies nicht und kann auch keinen Bezug zwischen Summoning und dieser CD erkennen. Wir überspringen nun einige Halb-Unmöglichkeiten, um uns dieses hier anzusehen: ""Secreta Ayra (The Key)" lässt uns mit lieblichen Klängen den verbotenen Garten genießen, bevor sich das Unheimliche Bahn bricht, sanft, von der Seite, von oben, wird man umschlungen" .
    Das lasse ich schlichtweg unkommentiert.
    Aber das Review lässt hoffen: "Tranceartiges Erleben kann nicht weit sein" und auch ich verfalle beim Lesen schon beinahe in einen solchen Zustand.
    ""Valyrian Steel (Blood Of The Dragon)" erinnert mich zunächst an einen Comic-Helden meiner Kindheit, Valerian nämlich (ZACK kennt hier keiner, wie?), der durch Zeit und Raum geisterte und den alienhaften Bösewichtern erst auf Seite 48 das Handwerk legte".
    Das finde ich persönlich wirklich ergreifend und auch total knuffig auflockernd.
    Dass Stendahl und die Grammatik häufig nicht so "gehen" zeigt sich u.a. in solchen Konstruktionen:
    "die schwere treibende, immer nah am puristischsten Untergrund sich bewegende Produktion lassen die archaische Wildheit besonders gut zur Wirkung kommen". Lesern mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne dürfte vielleicht entgangen sein, dass die Produktion in der Regel nicht allzu viel lassen.
    "Breaks, Speed, Atmosphäre, verzweifelte Auflehnung, alles wird geboten, was betäubt" – aha, das betäubt also.
    Und zum Abschluss: "Wie dem auch sei, das alles ist weder perfekt, noch hundertprozentig produziert" – was ist denn eine hundertprozentige Produktion?
    Und dann 7 PUNKTE für diese Scheibe und Blind Guardian, dimmu Borgir und co. werden von dem Herren gefeiert.
    Bitte NIE WIEDER Black Metal Rezensionen von Mr. S.

    10/10
  4. Anonymous sagt:

    Im Gegensatz zu anderen Rezensenten kann ich durchaus ein nahezu perfektes BM Album erkennen. Hier stimmt alles, hypnotisch atmosphärische Produktion, mit vielen "hammers", überaus geniales Songwriting, perfekte Spielzeit, im Zwiespalt zwischen "ich will mehr" und "mehr wäre zu viel". Neben Kawir DIE beste Band aus BM-Griechenland.

    10/10
  5. gloriorbelli sagt:

    Beim Lesen des Reviews frage ich mich doch wirklich welcher geistigen Umnachtung der Rezensent hier unterlag. Diese CD ist ein in sich geschlossenes musikalisches Kunstwerk.
    Ich würde sie sogar als eine der besten Black Metal Veröffentlichungen aller Zeiten bezeichnen. Diese Scheibe verdient eigentlich 100 Punkte!

    10/10
  6. sodomatic616 sagt:

    Grenzgeniale Scheibe! 10/10

    10/10