Die Spanier NOCTEM treiben sich seit knapp 21 Jahren im westeuropäischen Untergrund herum. Als spanische Antwort auf BEHEMOTH haben sie sich bei Enthusiasten des Blackened Death Metal einen Namen gemacht. Mit „Credo Certo Ne Cras“ veröffentlichen sie das unheilige Album Nummer 6(66). Die Frage ist nur, ob ihnen damit der Sprung nach vorne gelingt.
NOCTEM – Das Aufflackern von Finsternis
Dass NOCTEM technisch betrachtet zu den ganz großen des europäischen Black Metals zählen, ist spätestens seit „Oblivion“ aus dem Jahr 2011 in Obelisk gemeißelt. Leider täuscht die technische Raffinesse nicht darüber hinweg, dass NOCTEM nach zwanzig Jahren die Puste ausgegangen ist. Was die Spanier mit „Credo Certo Ne Cras“ vorlegen, wirkt im Vergleich zu den vorangegangenen Alben spannungsarm.
Sicherlich, der gewisse Biss ist da. Aber NOCTEM ruhen sich viel zu sehr auf den immergleichen Riffs gepaart mit pfeilschnellen Blastbeats aus. Hinzu kommt noch eine mehr als dünne Produktion, die den gesamten Sound geradezu abzudämpft. Dass mag bei Lo-Fi-Black-Metal ein gewolltes Stilmittel sein. Blackened Death Metal hingegen sollte den HörerInnen durch seine Wucht aus den Sesseln werfen (auch wenn es nicht so überproduziert sein muss, wie bei BEHEMOTH). Dadurch wirkt die aus dem heißen Spanien kommenden NOCTEM wie karger, skandinavischer Black Metal aus den 2000ern. Hier haben die Portugiesen von GAEREA doch deutlicher gezeigt, wie man es richtig machen kann.
Es hätte so schön werden können
Das soll nicht heißen, dass NOCTEM mit „Credo Certo Ne Cras“ ein rundherum schlechtes Album abliefern. Das ist nicht der Fall. Dennoch können sie nicht mehr die Wucht hervorrufen, die sie in der Vergangenheit so interessant gemacht hat. Man merkt, dass NOCTEM versuchen, sich auf „Credo Certo Ne Cras“ kompositorisch neuen Genreufern anzunähern. Der rein auf Härte getrimmten Blackened Death weicht wesentlich mehr und tiefgreifender Atmosphäre. Man möchte schon fast an Vergleiche mit DIMMU BORGIRs „Spiritual Black Dimensions“ (ohne den orchestralen Bombast) heranziehen. Dennoch möchte eine Gewisse Spannung oder Elektrizität nicht aufkommen. Fans von NOCTEM werden die Neuausrichtung sicherlich mit offenen Armen begrüßen. Einen großen Fußabtritt werden sie mit „Credo Certo Ne Cras“ 2022 allerdings nicht hinterlassen.
Mir gefällt’s und sind mehr als 6 lausige Punkte wert, wie man an meiner Wertung sieht. Da man ja über Geschmack aber nicht diskutieren, bzw. palavern kann, belasse ich es dabei. 😉