Es weht eine frisch-melancholische Brise aus den Niederlanden herüber: NO MAN’S VALLEY veröffentlichen nach zwei EPs ihr Debüt „Time Travel“ beim Berliner Label Nasoni Records. Das Erstlingswerk des Indie-Quintetts ist weder stilistisch außergewöhnlich, noch kann es durch Herausragendes an Instrumenten oder Mikro glänzen und auch Debütalben kleiner Bands waren schon besser produziert. Das macht aber alles nichts, denn NO MAN’S VALLEY schaffen es mit viel Charme und Gespür für Stimmung, sich vom grauen Durchschnitt abzuheben.
Düster und groovig zugleich
Mit getragenem Rhythmus eröffnet „The Man Who Would Be King“ die Scheibe und lässt uns an Sträflingsgesänge im alten Süden der USA denken – NO MAN’S VALLEY setzen ihren Anker im Blues mit düsterem Unterton. Das anschließende „Kill The Bees“ hält die Stimmung mit gedämpftem Gesang, Hammond Orgel und schmachtender Gitarre aufrecht. „Time Travel“ macht seinem Titel alle Ehre, könnte es doch die moderne Vertonung eines 70er-Jahre Science Fiction Films sein. Entsprechend hauchen immer wieder Anleihen an THE DOORS oder THE GREATFUL DEAD an unser Ohr, kombiniert mit düster-mysteriös anmutendem Klavier (z.B. „Love Or Axe Murder“) und genüsslichem Stoner Rock-Einschlag („Time Travel“). Das fertige Gemisch ist atmosphärisch, melancholisch und dennoch immer wieder Motor fürs Tanzbein, etwa bei der Single „The Wolves Are Coming“. Der Titel klingt einige Takte lang nach einem dreisten Abklatsch von IGGY POPs „The Passenger“ und entwickelt sich dann doch zu einer eigenständigen Gute Laune-Nummer mit abgedunkeltem Beiklang. Egal, ob NO MAN’S VALLEY eher beschwingt oder „chillig“ aufspielen: Die Stärke von „Time Travel“ liegt im roten (oder vielleicht eher grau-glühenden) Faden, der sich durch den Sound der Niederländer zieht. Damit haben sie den Debüts vieler anderer Bands etwas voraus. Auf Promofotos sind die fünf Musiker im gleißenden Licht vor einem Himmel voller Gewitterwolken zu sehen – das passt.
Ein Sommeralbum für Gewitterabende
NO MAN’S VALLEY liefern mit „Time Travel“ ein solides Debüt ab, das groovt und gut ins Ohr geht. Wer am nächsten schwülen Sommerabend nach Begleitmusik für einen alten Whiskey sucht, dem sei die Platte warm ans Herz gelegt. Das Erstlingswerk der Band tanzt zwar nicht sensationell aus der Reihe, macht dafür aber auch beim dritten und vierten Hören noch Spaß.
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