Nitrogods - Rebel Dayz

Review

Galerie mit 28 Bildern: Nitrogods - Rebel Dayz Tour 2019

Aufgabe an mich selbst: Eine Review zur neuen NITROGODS schreiben, ohne das Wort „MOTÖRHEAD“ zu erwähnen. …ach, verdammt! Das konnte wohl nur scheitern. Dann also vorweg: Ja das Trio um die beiden ehemaligen PRIMAL FEAR-Mitglieder Henny Wolter und Klaus Sperling klingt natürlich ziemlich nach Lemmy und Co., war aber schon immer sehr viel mehr als eine bloße Kopie oder eine Tribute-Band. Nach drei Alben bei Steamhammer sind die drei Herren für ihr viertes Album „Rebel Dayz“ nun zu Massacre Records gewechselt. Ob sich damit auch der Stil verändert hat?

NITROGODS – Mehr unter der Haube als gedacht

Natürlich ist es offensichtlich. Wer nicht schon zu Beginn von „Breaking Loose“ sofort an MOTÖRHEAD denkt, der hat offensichtlich noch nicht viel von selbigen gehört. „Oimel“ Larcher klingt teilweise wirklich beängstigend stark nach Lemmy – als würde das nicht schon reichen spielt er auch noch den Bass – und der groovende Rock‘n‘Roll der Band trägt sein übriges zur Ähnlichkeit bei. Allerdings zeigt eben auch schon der Opener, dass NITROGODS es einfach drauf haben, catchige Rocksongs zu schreiben, die sofort auf den Punkt kommen.

Nach den ersten drei Nummern, die gut rein laufen und bereits ordentlich Spaß machen, wird es aber noch um einiges interessanter. „415 DV“ packt nämlich ein verdammt mitreißendes Alternative-Rock-Riff aus und Henny Wolter zeigt, dass auch seine Stimme verdammt gut ins Konzept passt. Wie bereits eingangs erwähnt sind die NITROGODS nämlich keineswegs eine  Tribute-Band, sondern letztlich das Ergebnis aus dem, was die drei Mitglieder schon immer machen wollten, aber offenbar bei ihren ehemaligen Formationen nicht umsetzen konnten. Das man an vielen Stellen gerne mal den Fanboy raushängen lässt, ist zu verschmerzen, wenn es so gut umgesetzt ist, wie hier.

Wie lässt sich „Rebel Dayz“ nun im Vergleich zu den drei Vorgängern einordnen? Die Mischung aus Snaggletooth-Worshipping und eingängigen Rock-Songs mit starkem Blues-Einschlag hat sich letztlich nicht sonderlich verändert. Dennoch präsentiert sich Album Nummer vier verdammt stark. Das liegt zum einen daran, dass trotz der hohen Anzahl von 14 Songs wenig Langeweile aufkommt, da das Songwriting effektiv aber eben auch abwechslungsreich daherkommt und vor allem deutlich weniger Füllmaterial vorhanden ist als zuletzt. Von donnerndem Metal („It’s Not Your Rock’n’Roll“) bis hin zu leichtfüßigem Southern Rock („Blind As A Stone“) ist eigentlich alles dabei. Auch weniger auffällige Einflüsse, wie z.B. Garage und Punk lassen sich durchaus an einigen Stellen entdecken.

Auch der dreckige, natürliche Sound des selbst produzierten Longplayers, der übrigens trotzdem extrem druckvoll aus den Boxen pumpt, steht der Band einfach verdammt gut zu Gesicht und trägt sein übriges dazu bei, dass wir es hier mit einem der stärksten Releases des eigenen Katalogs zu tun haben.

So sollte authentischer Rock‘n‘Roll klingen – „Rebel Dayz“

„Rebel Dayz“ ist das richtige Album zur richtigen Zeit. Nicht wenige dürften vermutet haben, dass die NITROGODS nach drei Longplayern alles gesagt haben und die Luft nun raus ist. Der Wechsel zu Massacre könnte diesen Eindruck noch ein wenig befeuert haben. Welche Antwort könnte besser sein, als einfach ein bockstarkes Album rauszuhauen? Das ist dem Altherren-Trio auf jeden Fall gelungen. Ganz besonders der zweite Teil der Scheibe macht einfach dermaßen Spaß und hat kaum Füllmaterial parat.

Ein revolutionäres Album ist „Rebel Dayz“ natürlich nicht, aber es ist einfach diese lockere Scheibe für den Sommer, die man nicht mehr aus dem Player nehmen möchte. Songs wie den punkigen Über-Ohrwurm „The Haze (An Endless Drift Through The Void)“ oder das bluesige „Go Fast“ wieder aus dem Kopf zu bekommen, dürfte gar nicht so leicht werden. Würden NITROGODS nicht aus Deutschland, sondern beispielsweise aus Großbritannien oder den Staaten kommen und aus jungen Kuttenträgern bestehen, würden sie vermutlich bereits als neue Kult-Band gehandelt. Aber so ist das wohl einfach, der Prophet zählt nichts im eigenen Land. Gerecht ist das jedenfalls nicht, da sich genau so ehrlicher, authentischer Rock‘n‘Roll anhören sollte.

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13.06.2019

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