Niterain - Crossfire

Review

Der Glam boomt. Egal, ob im rockigen oder metallischen Bereich. Haarspray ist längst wieder angesagt. Bands sprießen wie Pilze aus dem Boden und vor allem in Skandinavien erfreut sich Glam Metal großer Beliebtheit. Dass die zu verteilenden Kuchenstücke dabei nicht gerade üppig ausfallen, dürfte klar sein. Wer hier auffallen will, muss innerhalb der Szeneparameter originell sein, sonst verschwindet man schneller wieder in der Versenkung, als einem als Band lieb sein kann. Ob NITERAIN dieses Schicksal ereilen wird, kann man anhand des Debütalbum “Crossfire” noch nicht abschließend beantworten.

Die Scheibe gibt aber ausreichend Aufschluss über das musikalische Potential der Band, das sich durchaus hören lassen kann. Eine krude Mischung aus den frühen GUNS N’ ROSES, SKID ROW und vor allem MÖTLEY CRÜE wird uns auf “Crossfire” kredenzt. Stücke wie der gelungene Opener “Bad Girl”, “Run Run Run” (mit gar nicht so dezenter AC/DC-Schlagseite), “Dirty”, der geile Rocker “Playing The Game” oder das abschließende “Judgement Day” katapultieren den Hörer zurück ins Los Angeles Mitte der Achtziger, als es die Ozonschicht noch konventionell mit Haarspray bekämpft wurde. Was Nikki Sixx und Co. nicht gelungen ist, kann man ja im Jahr 2013 fortführen. Natürlich bedienen NITERAIN alle gängigen Klischees. Natürlich kann man keine musikalischen Kabinettstückchen in dem Genre erwarten und natürlich erfindet die Band das Rad nicht neu. Dafür kreieren die Jungs um Sänger Sebastian Tvedtnæs aber Ohrwürmer am laufenden Band, die den hörbaren Spaß, den die Band hat, gut transportieren.

So viel Spaß “Crossfire” auch macht, gibt es doch noch einige Kritikpunkte an der Scheibe. Zum einen kommt das Album satte dreißig Jahre zu spät auf den Markt. Ok, Spaß bei Seite. Was “Crossfire” tatsächlich aber noch ein wenig abgeht, ist eine eigene Identität. Daran arbeitet die Band zwar hörbar, aber noch kann man die Vorbilder zu deutlich heraushören. Ein weiterer Kritikpunkt, der Genrefreunde aber wohl weniger stören wird, sind die auf Nummer sicher gehenden Refrains. Hier hätten NITERAIN hin und wieder etwas kreativer zu Werke gehen dürfen.

Insgesamt macht “Crossfire” aber sehr viel Spaß und dürfte in der Zielgruppe viele Freunde finden. Potential haben NITERAIN ohne Frage und ich bin sehr auf den weiteren Werdegang der Band gespannt. Für mich klingen die Norweger momentan jedenfalls frischer und hungriger als es ähnlich gelagerte Kapellen wie KISSIN‘ DYNAMITE momentan tun. Obwohl die ja auch noch nicht so alt sind. Wir werden sehen. Für den Moment rockt “Crossfire” noch nicht perfekt, dafür aber sehr amtlich.

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29.12.2013

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