Etwas ketzerisch könnte man fragen, ob sich die Relevanz von NIRVANA 2002 im Wesentlichen nicht auf zwei Dinge beschränkt: Erstens auf den Song „Mourning“, der sich trotz der frühen Auflösung der Band im Death-Metal-Gedächtnis halten konnte, und zweitens auf den Umstand, dass Sänger Orvar Säfström auf der „Crawl“-12″ von ENTOMBED die Gesangslinien übernommen hatte. Das ist unbestritten, aber natürlich hatten NIRVANA 2002 auf die frühe schwedische Death-Metal-Szene einen ungleich größeren Einfluss, wie es Daniel Ekeroth vor kurzem in seinem Buch „Swedish Death Metal“ fein säuberlich dargelegt hat.
Insofern ist es um so schöner, dass Relapse nun das gesamte Werk der drei Schweden auf einer CD einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich macht. „Recordings 89-91“ enthält gerade einmal 15 Songs, wovon fünf in zwei oder mehr Versionen vertreten sind. Den Reigen eröffnet der Bandklassiker „Mourning“ in einer professionellen Aufnahme für den „Projections Of A Stained Mind“-Sampler von 1990. Der Song strahlt wie kaum ein anderer die Essenz des Death Metal aus: Eingängig, dumpf, aber dennoch von einer besonderen Eleganz. Es folgen die drei Songs vom „Disembodied Spirits“-Demo (1990), denen für diese Zusammenstellung ein neuer Mix spendiert wurde. Dadurch klingen „Slumber“, „Zombiefication“ und „The Awakening Of…“ um einiges natürlicher, wovon man sich selbst überzeugen kann, denn die Songs sind auf „Recordings 89-91“ auch im Originalmix enthalten. In eine ähnliche Kerbe schlagen die beiden Tracks vom „Promo 91“-Tape, das sogar professionell im Sunlight Studio aufgenommen wurde. Vor allen Dingen das luftig-groovende „Snake“ verdeutlicht, in welche Richtung NIRVANA 2002 hätten steuern können, wenn sie sich denn nicht vorher aufgelöst hätten. So dauerte es auch bis zum Jahr 2007, dass NIRVANA 2002 ihren ersten und einzigen Gig absolvierten: Anlässlich der Veröffentlichung von Ekeroths „Swedish Death Metal“ spielte der Dreier im Stockholmer Kafé 44 auf, und natürlich darf ein Mitschnitt von „Mourning“ von diesem Event auf der Compilation nicht fehlen.
Insgesamt ist „Recordings 89-91“ eine runde Sache, denn sie bietet genau das, was man von ihr erwarten darf – und sogar ein bisschen mehr. Enthalten ist der gesamte überlieferte Nachlass der Band (in den Metal-Archives ist zusätzlich von kurzen Aufnahmen aus dem Jahr 1992 die Rede, die aber verschollen sein sollen, und hier auch nicht enthalten sind). Zusätzlich gibt es die oben erwähnte Neuabmischung des „Disembodied Spirits“-Demo, die allemal hörenswert ist. Die Soundqualität ist so unterschiedlich, wie sie bei Aufnahmen zwischen Kassettenrekorder und Sunlight Studio nur sein kann, und die Songs haben über weite Strecken Liebhaberwert. Dennoch eine dicke Empfehlung an alle, die dieses Stück schwedischer Death-Metal-Geschichte für sich aufarbeiten möchten.
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