Nine Inch Nails - The Downward Spiral

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

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Ist ja schon erstaunlich, womit sich die NINE INCH NAILS alles brüsten können, mal abgesehen von einer nicht immer ganz überschaubaren Diskografie aus Full-Length-Alben, EPs, Remix- und Live-Platten und dergleichen mehr, alles aber fein säuberlich durchnummeriert. Nicht nur haben Trent Reznor und Co. Wegweisendes für elektronische Musik geschaffen, auch konnte die Band natürlich zahlreiche Charterfolge verbuchen. Dazu gewannen sie mit dem Song „Wish“ schon vergleichsweise früh in ihrer Karriere einen Grammy und genossen generell erstaunlich viel Airplay für die Musik, die sie spielten (und immer noch spielen). Man verallgemeinert den Sound ja gerne als Industrial, aber natürlich steckt doch so viel mehr Expressivität hinter der Musik.

Zu den populärsten und einschlägigsten Einträgen in ihrer Vita gehören zweifelsfrei auch die Schützenhilfe für die Karriere von MARILYN MANSON, zudem ein Oscar, den Trent Reznor zusammen mit Atticus Ross für die Komposition des Soundtracks zu „The Social Network“ von David Fincher erhalten haben. Das ist zwar nicht direkt den NINE INCH NAILS zuzuschreiben, da Trent Reznor aber im Grunde von Beginn an die NINE INCH NAILS als einzig beständiges Mitglied, ach was: als Dreh- und Angelpunkt des Geschehens verkörpert, kann man hier die Brücke schon schlagen. Und dann ist da natürlich die unglaublich große Ehre, dass Johnny Cash einen ihrer Songs gecovert hat – und wer kann das schon von sich behaupten.

Ein morbider Hintergrund?

Und „Hurt“ bietet auch die ideale Überleitung zum Gegenstand der dieswöchigen Klassiker-Review: „The Downward Spiral“ (oder auch: „Halo 8“), das wohl bekannteste Album der Industrial-Titanen. Aber es ist auch nicht gerade leichte Materie, gerade wenn man sich mit der Platte im Sinne einer retrospektiven Review auseinander setzt. Im Grunde bildeten Kalkül und Zufall zusammen die Grundlage für ein beeindruckend bedrückendes Album, dem man gemeinhin autobiografische Züge zuschreibt – und die persönlichen Probleme Reznors, die vor allem in der Phase zwischen „The Downward Spiral“ und „Fragile“ zu Tage kamen, untermauern dies natürlich. Im Mittelpunkt dieses Albums stehen Themen wie Selbstzerstörung und Kontrollverlust, die in ein Konzept über den Zerfall eines Menschen verwoben werden.

„The Downward Spiral“ ist aber auch von Grund auf ein vielschichtiges Konstrukt, das sowohl durch seine Machart, seine Hintergrundgeschichte und nicht zuletzt seine Songs besticht. Zunächst einmal wurde sehr viel mit Soundmanipulation gearbeitet. Die Sounds wurden förmlich dekonstruiert und gewinnen dadurch teilweise eine geradezu abstrakte Form, die sie an einigen Stellen ein bisschen in Richtung Noise rücken lassen. Dann ist da natürlich der berüchtigte Umstand, dass Reznor bereits zu den Aufnahmen der EP „Broken“ nach 10050 Cielo Drive gezogen ist, das Haus, in dem Sharon Tate von der Manson Family umgebracht worden ist und dessen Studio Reznor für die Dauer seines Aufenthaltes in „Le Pig“ umgetauft hatte in Anlehnung an jenes Ereignis.

Zu Beginn habe ihn der Aufenthalt an diesem Ort beängstigt. Natürlich war er sich der Bedeutung des Hauses vollkommen bewusst, so schien ihn eine gewisse Neugier sowie das Interesse an diesem morbiden Stück US-amerikanischer Geschichte an jenen Ort zu treiben. Als er eines Tages jedoch durch Zufall durch Patti Tate damit konfrontiert worden sei, ob er den Tod ihrer Schwester nur ausnutze, sei ihm das tatsächliche Ausmaß dieser Situation erst richtig bewusst geworden. Er habe erst dann gemerkt, wie makaber sein Verhalten eigentlich gewesen ist, und distanzierte sich im folgenden von den Morden.

NINE INCH NAILS setzen sich ein Denkmal

Unabhängig davon, ob das jetzt nur ein (unreflektierter?) PR-Stunt war oder nicht, lässt sich der Effekt durch das Wissen um den Hintergrund der Aufnahmen nicht absprechen: Dem Album wohnt eine zermürbende, drückende Stimmung inne, die nicht zuletzt auch durch Musik untermauert wird. „The Downward Spiral“ speist sich in seinen eingängigeren Momenten noch aus den Synth-Pop-Einflüssen, die das Full-Length-Debüt „Pretty Hate Machine“ (a. k. a. „Halo 2“) ausgemacht haben, immerhin hat Reznor auch hier mit Mark „Flood“ Ellis (u. a. DEPECHE MODE) zusammengearbeitet. So stellt sich ein „Heresy“ trotz seiner lyrisch schwergewichtigen Thematik als kompetenter, peppiger Keulenschwinger mit Rock-Kante heraus, während „Ruiner“ nicht weniger tanzbar mit geradezu bombastischen Synth-Refrain daher kommt.

Doch setzte Reznor darüber hinaus wie erwähnt mehr auf digitale Soundmanipulation, welche die Songs nicht nur verzerrter und verdrehter klingen ließ, sondern dem Album auch eine intensive, beinahe manische Aggressivität verleiht. Die Aggression bekommt der Hörer gleich auf dem eröffnenden „Mr. Self Destruct“ zu spüren, das durch ein Sample aus dem Film „THX 1138“ eingeleitet wird. Die dumpfen Schläge, die gesamplet werden, nehmen an Frequenz zu und leiten nahtlos in den unruhigen, treibenden Rhythmus des Songs über. Die verzerrte Klangkulisse erzeugt schon den Eindruck eines verstörten Gemüts, das der lyrischen Persona ohne Zweifel angedichtet worden ist. Auch die Gitarren, vor allem gegen Ende des Tracks, beigetragen von Adrian Belew übrigens (u. a. ex-KING CRIMSON), verstärken diese Vibes.

Die Ästhetik der Hässlichkeit

Dem folgen Songs unterschiedlicher Intensität, die sich zu einem Konzeptwerk über den menschlichen Verfall eines Individuums zusammen fügen. Über die sexuellen Umtriebigkeiten des Protagonisten, z. B. in „Piggy“ oder berüchtigter in „Closer“ (nicht zuletzt auch Dank des provokativen Musikvideos), über die mörderischen Exzesse, etwa „Big Man With A Gun“, hin zum angedeuteten Eingeständnis der eigenen Schuld, dargestellt durch „A Warm Place“, und der (wiederum angedeuteten?) Selbstzerstörung bei „Eraser“ und später – weitaus prominenter – bei „Hurt“ exerziert Trent Reznor diesen Verfall im Detail durch und verschont seine Hörer auch nicht mit den Details. Dieses Album profitiert im Gegenteil durch eine Ästhetik der Hässlichkeit, während Reznors inbrünstige Gesangsdarbeitung jederzeit hervorragend ins Geschehen passt.

Und unter Verwendung entsprechend starker Bildsprache entwickelt sich beispielsweise ein „Reptile“ zu einem durch und durch monströsen Stampfer, auch dank der ungelenken Synthesizer, die immer wieder auf den Hörer einhämmern. Auch ein „March Of The Pigs“ profitiert von einschlägiger Lyrik, wobei der Song generell durch seine enorme Aggressivität und seine unregelmäßige Rhythmik besticht. Da stellt die ansprechende Klavierornamentik, besonders zum Ende des Tracks hin, fast einen erholsamen Gegenpol dar. Regelrechte Verzweiflung drücken die gespielten Tritoni aus, die bei „Hurt“ den desolaten Gesang Reznors begleiten. Auch die zu einer Art Mantra gewordene Zeile „Nothing Can Stop Me Now“ scheint in mehreren, kontextuellen Zusammenhängen im Album (und darüber hinaus) Verwendung zu finden.

Der Einschlag der „Downward Spiral“

Mit „The Downward Spiral“ haben sich die NINE INCH NAILS schlicht und ergreifend ein Denkmal gesetzt, das jedoch nicht nur musikalisch, sondern auch zeitgeschichtlich einschlug. So war das Album aufgrund seiner einschlägigen Lyrics unter anderem Gegenstand der Diskussionen und Verhandlungen im Zuge des Massakers von Columbine über den negativen Einfluss, den Medien auf Menschen haben. Auch zeigte das kontroverse Musikvideo zum Song „Closer“ enorme Wirkung hinsichtlich des Diskussionspotentials von „The Downward Spiral“. Das Album ist schlichtweg auf mehreren Ebenen eingeschlagen – nicht alle waren natürlich im Sinne des Erfinders.

Bleibt man beim musikalischen Teil, steht fest, dass die Platte aufgrund ihrer grenzüberschreitenden Beschaffenheit und herausragenden Ausarbeitung hervorragend gealtert ist und nichts von ihrer ursprünglichen Durchschlagskraft eingebüßt hat. Es ist schlicht und ergreifend Reznors Magnum Opus, dessen Spuren man bis in die moderne Synthwave-Szene verfolgen kann. Da kann selbst der Oscar funkeln, wie er möchte…

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07.08.2019

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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32 Kommentare zu Nine Inch Nails - The Downward Spiral

  1. FiveDigitCreature sagt:

    Dass sich metal.de die Mühe macht, sich für Nine Inch Nails zu interessieren, zeigt das ganze Problem dieser Seite. Um am ganz großen Rock’n’Roll-Rad zu drehen, ist metal.de zu klein. Gleichzeitig fällt beim Thema Metal eine ganze Menge hinten runter – Bsp. Extreme Metal.
    Ihr solltet Euch entscheiden, was ihr wollt und wo ihr steht und dafür eure Resourcen einsetzen. Es jedem recht machen zu wollen, kann meiner Meinung nach kein Geschäftsmodell sein. Das nimmt letztlich auch niemand ernst.

    *imo*

    1. nili68 sagt:

      >Gleichzeitig fällt beim Thema Metal eine ganze Menge hinten runter – Bsp. Extreme Metal.<

      Nenn doch mal ein paar Bands, die betroffen sind und jeder Metaller kennen muss, anstatt einfach nur zu behaupten. Das ist unseriös und da hilft auch kein *imo*..

      1. nili68 sagt:

        Wobei ich auf das Review zu This Gift Is A Curse – A Throne of Ash warte.. *blinzel*

    2. Nether sagt:

      „Dass sich metal.de die Mühe macht, sich für Nine Inch Nails zu interessieren, zeigt das ganze Problem dieser Seite.“

      Eigentlich nicht. metal.de ist im Bereich Rock/Metal/szenerelevantes halt breit aufgestellt und NIN sind/waren nunmal auch ein großer Name in der Metalszene.

      „Gleichzeitig fällt beim Thema Metal eine ganze Menge hinten runter.“

      Wie schon gesagt, nenn doch mal Bands und bitte keine, die grade mal ein semiproffessionelles Demo rausgebracht haben und für drei Leuten hier unbedingt werden müssten. Oder noch besser, nenn ein Magazin (Print/Online), das das von dir geforderte Geschäftsmodell richtig umsetzt.
      Ich kenn keins, das tatsächlich alles abdecken kann/will. Dafür ist der Bereich Rock/Metal zu umfangreich.

      „Das nimmt letztlich auch niemand ernst.“

      Schön, dass du für alle Leser von metal.de diese Erkenntnis errungen hast. Ich z.B. wurde bei deiner Umfrage unter allen Lesern mal wieder nicht gefragt.

    3. BlindeGardine sagt:

      @FiveDigitCreature
      Was zum henker machst du dann eigentlich hier, von dir kommt eigentlich kaum was, außer dass du dich über die seite, ihren content und die leute im kommentarbereich aufregst. Abgesehen davon, dass hier mMn genug obskurer shit und kram aus dem extreme metal sektor rezensiert wird, wenn du uuuunbedingt mehr obskuren shit und extreme metal willst geh doch auf ne seite, die sich explizit damit beschäftigt. Nur weil grade du den kram total geil findest heißt das noch nicht, dass das jeder so sieht. Hier wird auch nicht jedes old school heavy metal album besprochen, und? Les ich dazu halt woanders. Ist ja nicht so, als müsste man sich auf eine seite festlegen. Wie du schon sagst, metal.de ist breit aufgestellt und NIN sind nun wirklich ne band, die von der relevanz her absolut hier hin gehört.

      Zu downward spiral: NIN sind so ne band, bei der mir auf jedem album etwas, aber auf keinem alles gefällt. Wenn ich aber das essenzielle album der band nennen müsste, so wäre es dieses hier.

      8/10
      1. BlindeGardine sagt:

        Btw: Allein schon auf der statseite bei den neuen reviews sind aktuell 5! death metal platten, 2 von bands von denen ich vorher im leben noch nix gehört hatte.

      2. doktor von pain sagt:

        Geht mir mit Nine Inch Nails ähnlich, das für mich essenziellste Album ist allerdings der Nachfolger „The Fragile“.

      3. BlindeGardine sagt:

        Die the fragile ist auch sehr stark, aber mir als doppelalbum einfach etwas too much.

  2. Sane sagt:

    Zählt death metal überhaupt noch zu extreme metal?
    Ich denke er meint grundsätzlich nischigeres. Extrem ist doch im Regelfall etwas,das besonders edgy,abstoßend oder bewusst unangepasst ist. Nili zum Beispiel..
    Death Metal hingegen ist seit spätestens der 90er fester Bestandteil eines jeden Festivals.
    PS: ich weiß dass extreme metal mal alles umfasste wo nicht clean gesungen wird,aber das ist mMn nicht mehr zeitgemäß…

    1. nili68 sagt:

      Aus deiner Feder klingt das wie’n Lob. Wäre es anders, wäre ich beleidigt. Nein.. nicht wirklich. Es wäre mir genauso egal, aber immerhin ’ne Gelegenheit, dir das zu sagen.. 😀

      1. Sane sagt:

        Joa sehe ich ähnlich.. Auch wenn mir insgesamt Thrash und Death ein bisschen unter- und Black Metal etwas zu überrepräsentiert sind,aber das Leben ist kein Pornofilm.
        Diese Genrebezeichnungen sind sowieso Schall und Rauch, ändern sich regelmäßig und gefühlt viertelstündig denkt sich irgendein Marketinggenie eine Neue aus um irgendeine Kackband zu pushen…

    2. BlindeGardine sagt:

      @Sane
      Ja das stimmt schon und ich hab hier death metal auch nur als oberbegriff und bespiel genommen. Aber das ist ja der punkt, metal.de ist breit aufgestellt und sollte es auch sein. Metal ist nunmal nicht nur war black metal, raw black metal, bestial war metal, slam death, death grind etc. und ich finde hier wird schon ein ganz guter job gemacht, auch mal die ein oder andere obskure band zu beleuchten. Wer mehr davon will muss halt auf subgenre spezifische seiten gehen, die gibt es zur genüge.

  3. Watutinki sagt:

    Rechne ich eher noch zu Metal.de dazu, als Slipknot, die kein Mensch braucht. :/
    The Downward Spiral gefällt mir sehr gut, weil es wunderbar analog klingt, das haben NIN zukünftig nicht mehr ganz in der Form hinbekommen.

    1. nili68 sagt:

      Wie Metal etwas ist, hängt nicht davon ab, ob man etwas mag und der Ast, dass New Metal kein Metal ist, ist ja auch schon etwas morsch. Ich lehne mich mal etwas aus dem Fenster und behaupte, dass Slipknot mehr Metal sind als NIN.. und ich mag die auch nicht..

      1. Watutinki sagt:

        Und ich dachte immer Metal ist eine Lebenseinstellung!! :)))

      2. nili68 sagt:

        Auch.. aber ein ganz klein wenig hat das (am Rande) auch mit Musik zu tun.. hab‘ ich gehört. lol

    2. BlindeGardine sagt:

      Das mit dem „Metal ist eine Lebenseinstellung“ halte ich irgendwie auch immer für ein wenig gewagt. Metal ist zuerst einmal eine (vielseitige) Musikrichtung und Freizeitbeschäftigung. Nenn mich spießig, aber Metal als Lebensstil kann man sich eigentlich auch nur leisten, wenn man selbst in ner Band spielt und davon leben kann. Und dann ist ja der nächste Punkt: was macht denn Metal als Lebenseinstellung aus? Dass man nur Metal hört, über Metal redet, Kutte trägt und am besten jedes Wochenende auf zwei Konzerten ist?
      Wie auch immer, ein Trent Reznor würde sich selbst vermutlich auch nicht dem Genre Metal zurechnen, muss er ja auch nicht, da ist der Fan in der Regel wesentlich konservativer als der Musiker. Da gibts doch dieses schöne youtube Video wo Necrobutcher von Mayhem im Plattenladen shoppen geht und erstmal The Cult, Talking Heads, Depeche Mode, Beastie Boys und The Police einsackt. Trve Kvlt Zeugs halt. Will sagen, hört doch einfach was ihr wollt 🙂

      1. nili68 sagt:

        Kommt darauf an, wie man Metal hört. Hauptsache knallt, Party und so oder man sich auch mit den Texten auseinandersetzt, sich mit den Musikern beschäftigt, der philosophische Unterbau (so vorhanden). Dazu muss man nicht in einer Band spielen, um den Metal als solches oder bestimmte Strömungen auf sein Leben „anzuwenden.“
        Metal kann eine Lebenseinstellung sein, aber muss nicht.. wie fast alles. Jetzt könnte man sagen: Dann ist das, was der Metal transportiert die Lebenseinstellung und nicht der Metal selber, aber man bevorzugt es aus bestimmten Gründen ja, dieses durch den Metal zugetragen zu bekommen..
        Bei dir klingt alles immer so abgeklärt.

      2. Nether sagt:

        Ich kann da nur von mir ausgehen. 90% meines Lebens ist auf Metal ausgerichtet. Freizeit zu Hause, Ausflüge, Konzerte teilweise Einkommen, …
        Der restlichen 10% brauch ich für so Nebensächlichkeiten wie Einkäufe, Arztbesuche, Gartenarbeit (wobei die mit der richtigen Beschallung auch leichter von der Hand geht), …
        Spricht man dann von einer Lebenseinstellung?
        Im übrigen muss man nicht in einer Band spielen um seinen Lebensunterhalt mit Metal zu verdienen!
        Nilis „abgeklärt“ passt da schon. Bei dir springt einen das Fieber und der Wahn immer förmlich an. 😉

      3. BlindeGardine sagt:

        Ganz so leidenschaftslos und fatalistisch sollte das nicht klingen. Ich höre ja zu 90% auch nur Metal und Sachen aus dem Rock-Kosmos und ich beschäftige mich ebenfalls intensiv mit den Texten, besuche Konzerte und schreibe gelegentlich Rezensionen und führe hier mitunter äußerst sinnfreie Diskussionen. Metal ist für mich schon eine absolute Leidenschaft, aber ich weiß nicht ob ich es eine Lebenseinstellung nennen würde.

        Kommt sicherlich auch aufs Umfeld an, denn mein Freundeskreis hat zum größten Teil mit Metal wenig am Hut und auch im beruflichen Alltag spielt das Thema keine Rolle, weshalb diese Leidenschaft außerhalb von Konzerten eher Privatsache ist. Zudem halte ich mich trotz meiner Fokussierung auf Metal doch für musikalisch recht aufgeschlossen, was sicherlich auch Ansichtssache ist. Manche meiner Freunde würden mich vermutlich eher als Musik-Nazi bezeichnen, während der knallhart konservative Metaller wohl öfter den Spruch „das ist doch kein Metal“ zücken würde ;). Mir ist das aber relativ Wumpe, ich weiß was mir gefällt und was nicht.

        Abgesehen davon bleibt aber natürlich jedem selbst überlassen, wieviel Lebensenergie er einer bestimmten Sache widmet. Es gibt ja auch Leute die in ihrer Freizeit (und leider auf der Arbeit) über nichts anderes als Fußball reden :).

      4. BlindeGardine sagt:

        Ich halte es aber immer wieder für ein lustiges Paradoxon, dass viele Metaller „ihre“ Musik für den einzig wahren Scheiß halten, aber sofort von „Kommerz“ und „Ausverkauf“ rumblöken, sobald eine Band ein paar mehr Platten verkauft, mediale Aufmerksamkeit erhält oder wenn z.B. ein Festival größer wird und ein breiteres Publikum anzieht. Ja, manchmal hat es natürlich mit einer Annäherung an den Mainstream zu tun, aber oft wirkt es auch einfach so: „Hört her, schaut her, Band XY ist der geilste Scheiß…verdammt, ihr habt ja hingehört und hingeschaut, jetzt ists nicht mehr cool…“
        Btw, was ist eigentlich mit metalfreak und seinem Judas-Pries-Pulli passiert?^^

      5. nili68 sagt:

        Wer behauptet, dass Metal ernsthaft die einzig wahre Musik ist und nicht nur eine persönliche Vorliebe, muss aber noch sehr jung sein oder, ähem.. mental etwas gehandicapt. Von den Leuten, die ich kenne und Metal bevorzugen, denkt keiner so. So häufig trifft man das aber auch nicht an.. zumindest in meinem Umfeld nicht.
        Naja, Fakt ist, dass es ja woran liegen muss, wenn eine Band plötzlich Heerscharen an Fans zieht, wo das sonst nicht so war und in der Regel ist das dann auch Kalkül, durch gefälligere Musik nämlich. Natürliche Entwicklung und so.. is‘ klar.. Kann man schon machen, Geld stinkt nicht, aber dass die alten Fans das dann nicht so geil finden ist auch legitim.
        Das mag lächerlich klingen, aber Metal hat auch was mit Abgrenzung von der Gesellschaft zu tun, oder hatte, auch wenn das heute nicht mehr zeitgemäß sein mag und manche als unerwachsen bezeichnen würden..

      6. Nether sagt:

        „…wenn eine Band plötzlich Heerscharen an Fans zieht, wo das sonst nicht so war und in der Regel ist das dann auch Kalkül, durch gefälligere Musik nämlich. “
        So ist es leider fast immer. Zumindest fällt mir grade spontan kein Gegenbeispiel ein.
        Elitisten – egal ob eines Genres oder einer Musikrichtung- sind in der Tat häufig eher grün hinter den Ohren oder heißen DeMaio. Heavy metal or no metal at all!
        Wobei ich sagen muss, dass mein persönlicher Geschmack eher radikaler geworden ist mit dem Alter.
        Früher hab ich noch mehr „außermetalisches“ gehört, was mir heute eher nur noch ein Gähnen hervorringt. NIN zählten aber tatsächlich noch nie dazu. Ich hab es versucht, aber die schafften es noch nie in mein Ohr.
        Der metalfreak treibt sich jetzt auf FB bei Deaf Forever und Rock Hard rum. An seinen Aussagen hat das aber nicht viel geändert. Nur die Pullis sind nicht mehr so das Thema.

  4. Watutinki sagt:

    Die FÜR MICH wichtigste Lebenseinstellung eines Metal Künstlers ist es, seine Kunst nicht für Kapital zu „verdrehen“, also irgendwelche Kompromisse einzugehen. Ich bewerte Metal immer als Kunstform und als solches verträgt sich das nicht mit irgdndwelchen Kompromissen. Ich „meditiere“ Metal geradezu und jede Einschränkung der Authentizität verdirbt mir den Genuss.

    1. daniel sagt:

      …ich meditiere metal …das is geil !! tolle beschreibung !! das sagt alles über die leidenschaft für eine musikrichtung aus. ich kann auch sehr wenig mit nicht metal musik anfangen… is sogar mit den jahren noch extremer geworden…wie heisst es so schön : das leben is zu kurz um schlechte musik zu hören…in diesem sinne …stay heavy…

  5. royale sagt:

    So! Hier erstmal die meine Bewertung zu diesem „nichtextremmetal“ Album!
    Schon sehr lustig, dass gerade in dieser Rubrik „Blast from the past“, es dazu kommt.
    Wenn man sich mal die besprochenen Alben anschaut, Ärzte, Bad Religion, Genesis….alles nichtmal Metal.
    Versteh dieses Gejammere nicht ganz. „Jeder“ (behauptet ich nun mal) , hat doch, bevor er zum Metal kam, mal Radio, Queen, ABBA, Ärzte……gehört?! Oder nicht?

    7/10
    1. Nether sagt:

      Bis auf FiveDigitCreature jammert doch keiner.
      Ich hatte tatsächlich eine recht kurze Findungsphase. So zwischen meinem 11. und 13. Lebensjahr.
      Mit Anfang 14 kam ich zum Metal und bin dabei geblieben. Wurde von meinen Eltern damals als „Phase“ abgetan. Heute sehen sie ihren Irrtum ein. 😂

  6. dismemberdave sagt:

    Vielen Dank für das Review! Die Story mit dem Aufnahmeort war mir so nicht präsent. Nach Jahren habe ich beim Lesen des Reviews nun am Wochenende dieses Album wieder angehört….puuh, wie immer sehr interessant, und ich verliere mich in den Songs nach wie vor, und wie früher ist es nach einer Zeit sehr anstrengend, lande dann bei anderen Alben wie „the fragile“, was noch schwieriger ist für mich, further down the „spiral“, da gefällt mir die live Version von „hurt“besser, und höre schließlich doch wieder lieber die „Ghosts I-IV“, die mir von NIN am besten im Ganzen gefällt.
    Auf die Spiral bin ich über einen Freund gekommen, hatte damals eher wenig Interesse an NIN, da auf MTV häufiger „Closer“ lief und ich den Song auch heute wie damals nicht mag. Wir machten eine Art von battle of the bands, im Keller bauten wir eine Anlage auf, leider schrotteten wir ein Boxenkabel, so dass wir dann ein Staubsauergkabel benutzten, was auch ging….Die Anlage wurde aufgedreht und abwechselnd legte jeder seine Mucke auf, im Wechsel knallte dann Front Line Assembly, die Krupps, NIN, Loreena Mc Kennitt, Alan Parsons Project gegen meine Auswahl aus Morbid Angel, Edge of Sanity, Pestilence, Entombed oder Sepultura, was dazu führte, dass wir zum Schluss Eurodance wie Mr.President, 2 Unlimited oder Erotic hörten, weil keiner von uns das mochte, urgh! Da fand ich dann „march of the pigs“ von NIN richtig gut, weswegen ich dann das Album dazu besorgte und auch nicht bereute. Immer wieder ist die Scheibe ein Erlebnis, allerdings nur für eine kurze Zeit. Na ja, vielleicht verstehe ich das Album in den nächsten Jahren mehr, wenn es denn wieder in der Anlage rotiert.Deswegen sehr gutes Album mit seltsamen Erinnerungen daran, höm…

  7. Der_Bauk sagt:

    Hm, dieses Selbstzerstörungsding mag ja was haben und der trent hat die klassischen 3Akkorde mal wieder anders verpackt seinerzeit…allerdings sind 4 Akkorde von DeMaio und deren Attitüde im Mittel besser für die Hygiene der Psyche…Also überlassen wir nin doch besser unseren Ex-Freundinnen

    1. doktor von pain sagt:

      Äh, aha. Ich höre trotzdem weiterhin lieber Nine Inch Nails als Manowar, wenn das okay ist.

      1. Der_Bauk sagt:

        Hey, ja ist OK, aber nicht so viel

  8. FritzPelz sagt:

    Kann mich der Review nur anschließen. Großartiges Album.

    10/10