NILE sind in den letzten Jahren in Sachen Veröffentlichungen gemächlicher geworden, doch jetzt ist der Nachfolger des 2019er-Albums „Vile Nilotic Rites“ endlich da. Er hört auf den Namen „The Underworld Awaits Us All“ und kredenzt uns elf neue Tech-Death-Happen, die gewohnt schwer verdaulich und hochanspruchsvoll sind. Ob Album Nummer 10 der Hobby-Ägyptologen auch schwerer verdaulich ist als Affenscheiße, klären wir im Folgenden.
NILE – Meister technischen Death Metals und der langen Songtitel
Wer bei einem NILE-Album einfaches Geholze und stumpfe Stakkato-Riffs sucht, der hat die vergangenen 25 Jahre unter einer Pyramide verbracht. Auf den Alben der aus South Carolina stammenden Band regiert der koordinierte Wahnsinn. Die fünf Jahre Schaffenspause haben gut getan, denn „The Underworld Awaits Us All“ ist kein Aufguss vergangener Tage, sondern führt das Vermächtnis einer einflussreichen Kapelle erfolgreich fort.
Dabei bedient sich die Truppe dem kompletten Spektrum des Tech-Deaths: Vom hyperschnellen „To Strike With Secret Fang“, das ähnlich wie ägyptische Giftschlangen keine zwei Minuten braucht, um alles plattzumachen bis zu ausladenden Frickelfeuerwerken wie beim Titeltrack oder „True Gods Of The Desert – NILE lassen keinen Stein auf dem anderen.
Mit „Chapter For Not Being Hung Upside Down On A Stake In The Underworld And Made To Eat Feces By The Four Apes“ bekommen wir den amüsantesten Tracknamen seit „Papyrus Containing The Spell…“ geboten. Da es sich hierbei um ein Kapitel aus dem ägyptischen Totenbuch handelt, steigt die Neugier, dieses einmal zu lesen. Die Nummer ist eine hervorragende Singlewahl, denn sie sticht durch ihren Titel und ihre verhältnismäßige Eingängigkeit hervor.
Das Besetzungskarussell hat sich im Vorfeld der Veröffentlichung ein weiteres Mal gedreht: Neu dabei ist Bassist Dan Vadim Von und mit Zach Jeter ist ein dritter Gitarrist eingestiegen, der für noch mehr Saitenhexerei sorgt – nicht, dass das zwingend nötig gewesen wäre.
„The Underworld Awaits Us All“ – eine vertonte Reise in Ägyptens Abgründe
„The Underworld Awaits Us All“ bietet dissonante Riffs, mehrstimmiges Gegrowle, ein bisschen Klargesang und ordentlich Gefrickel – alles, was NILE-Jünger zu schätzen wissen. Somit können Karl Sanders und seine Mitstreiter die Platte als Erfolg verbuchen. Niemand vertont Ägypten so brutal wie NILE!
Ungefähr drei Sätze des Textes beschäftigen sich mit der Musik. Und diese sind fast nur deskriptiv. Nach Lesen der Rezension hätte ich keine Ahnung gehabt, ob da am Ende 4,7 oder 9 Punkte am Ende stehen könnten (gäbe es die Vorschau nicht).
Nach meinen ersten Höreindrücken komme ich vorerst zu dem Entschluss, dass es einmal mehr eine Aneinanderreihungen von Passagen ist, ohne Wiedererkennungswert oder Atmosphäre. „Those whom the gods detest“ war leider das letzte Album, das mir Zugang gewährte.
Die erste Nile Platte seit „Ithyphallic“, die mich wieder komplett abholt. Gefühlt alles stringenter, weniger verspielt und auf den Punkt, dazu düsterer und härter als zuletzt. Zach Jeter ist eine top Rekrutierung, keine sonderlich markanten Vocals, aber ergänzt sich mit dem Karlchen wunderbar, dazu technisch ein fantastischer Gitarrist, wie auch bei Olkoth schon unter Beweis gestellt. Stark!
Mir gefällt der direkte Vorgänger tatsächlich besser, weil mE dort die stärkeren Gesangsarrangements zu finden sind. Das hier ist irgendwie noch nicht DAS. Mag aber auch daran liegen, dass ich Dallas Toler – Wade’s Narcotic Wasteland seit geraumer Zeit den Vorzug gebe. 😜
Dallas Toler-Wade hat auch nen extrem markanten Gesang, den ich schon auch etwas vermisse. Dennoch fand ich NW nie wirklich stark. Da empfinde ich Devangelic mittlerweile schon eher als ernstzunehmende Alternative zu Nile!