Nikki Puppet - Militant Mother

Review

Wo der Verfasser des Beipackzettels bei diesem Album den „Brückenschlag zum modernen NuMetal“ gefunden haben will, würde mich brennend interessieren. Hoffentlich meint er damit nicht das größtenteils überflüssige Keyboard-Geklimper, das sich kaum hörbar im Hintergrund vieler Songs dieser CD versteckt. NIKKE PUPPET sind mit ihrem erdigen Sound kilometertief in den Achtzigern verwurzelt. Schade nur, dass dieses Jahrzehnt mittlerweile vorüber ist und uns genug musikalische Helden hinterlassen hat, um diese Gruppe guten Gewissens ignorieren zu können.
Bemüht geht das Quartett zu Werke, kommt dabei aber nicht über altbackenes Standard-Riffing hinaus. Das Songwriting schankt zwischen holprig und belanglos, so dass die einzelnen Songs zwar niemandem wirklich weh tun, zugleich aber weit davon entfernt sind, Begeisterungsstürme zu entfachen. Auch wenn ich das Debütalbum der Formation nicht kenne (momentan habe ich auch nicht das geringste Interesse, diesen Zustand zu ändern…), müsste dieses schon reichlich mies ausgefallen sein, um „Militant Mother“ als Fortschritt bezeichnen zu können.

Sängerin Nicky Gronewold möchte mit ihrem Gesang wohl in der Tradition von Doro Pesch gesehen werden, erreicht aber nicht mal annähernd deren stimmliches Niveau. Da kann sie den Stil der deutschen Metal-Ikone noch so sehr kopieren, im direkten Vergleich wirkt ihr Stimmchen einfach viel zu dünn und kraftlos. Um daraus eine echte Rock-Röhre werden zu lassen, sollte die Guteste noch in einige Stangen Zigaretten und viele Paletten Whiskey investieren.
Spätestens bei der missratenen Cover-Version von Billy Joels „We Didn’t Start The Fire“ (also immerhin beim dritten Lied der CD…) ist definitiv Schluss mit lustig. Diese total verkorkste „Neuinterpretation“ schreit förmlich nach Punktabzug. Das hat selbst Blödelbarde OTTO seinerzeit besser hinbekommen. Dann doch lieber am eigenen Songwriting arbeiten, bevor man sich den Alltime-Klassikern überlegener Künstler geschlagen geben muss.

Ansonsten könnte die Musik zumindest leidlich unterhalten, wenn man das alles nicht schon seit rund zwanzig Jahren unzählige Male auf höherem Niveau geboten bekommen hätte. Die Musiker beherrschen ihre Instrumente einigermaßen, glänzen aber nicht gerade mit innovativen Ideen. Auch die von der Promo-Agentur beschriebenen „messerscharfen Soli“ suche ich noch immer vergebens. Unterm Strich braucht dieses Album also kein Mensch.

10.04.2007
Exit mobile version