Niht - Arcanum

Review

Im vergangenen Jahr sorgten NEKROVAULT mit ihrem Debütalbum „Totenzug: Festering Peregrination“ für reichlich Wirbel unter den Jüngern angeschwärzten Todesstahls. Der trotz des Erfolgs der vier bayerischen Musiker weitestgehend unbekannte Umstand, dass sich die halbe Bandbesetzung seit 2017 zudem in klassischer Black-Metal-Manier durch den Untergrund holzt, dürfte spätestens ab diesem Jahr zum Szene-bezogenen Allgemeinwissen gezählt werden. Denn unter dem Projektnamen NIHT bringen S. und Z. am neunten April ihr zweites Album „Arcanum“ unter das Volk und beweisen, dass sich ihr bei NEKROVAULT dargebotenes, hoch versiertes musikalisches Schaffen auch außerhalb des Kosmos Death Metal hervorragend zu entfalten weiß.

NIHT fahren mit „Arcanum“ durch Mark und Bein

Die stilistische Ausrichtung hat sich seit dem Erstlingswerk „Vanum“ nur unwesentlich verändert. Dessen Schwerpunkt lag bereits primär auf kaltem Riffing der norwegischen Art, das im stetigen Wechselspiel mit finnisch geprägten Melodieläufen und rotzigen Black’n’Roll-Einschüben eine dynamische Synergie mit sich brachte, welche auch auf „Arcanum“ wieder voll und ganz zum Tragen kommt. Das Risiko der Stagnation umschiffen NIHT indes geschickt durch die Einbindung neuer Einflüsse. So ergänzt das Duo sein musikalisches Repertoire um hoch gepitchte, durch Mark und Bein fahrende Screams, wie sie bisher wohl nur bei AASKEREIA zu vernehmen waren. Dieses Stilmittel ist erstmalig in dem Song „Sucht“ zu vernehmen, welcher in dieser Form ebenso gut dem Album „Dort, Wo Das Alte Böse Ruht…“ entliehen sein könnte.

Die finnischen Anleihen auf „Arcanum“ erinnern derweil an die kontinuierlich zunehmende Huldigung des Landes der tausend Seen in der heimischen Black-Metal-Landschaft. So wie „Der Schwarze Hort“ von TOTENWACHE mit eben diesem Stil innerhalb der Szene zu einem durchschlagenden Erfolg wurde, werden auch NIHT zweifelsohne eine große Anhängerschaft um sich scharen können. Das Songwriting auf „Arcanum“ ist fesselnd, die Instrumentierung professionell und der Kreischgesang spottet teils jeder Beschreibung (man höre sich nur den schieren Wahnsinn in den letzten Sekunden von „Hass“ an). Neben kleinen musikalischen Spielereien, wie den dezent beigemischten, sphärischen Synths oder der akustischen Gitarre zu Begin des melancholischen Titels „Tod“, erweist sich der grollende und oft erfreulich klar vernehmbare Bass als mitunter größte Überraschung auf „Arcanum“. Hier machen sich zudem der gelungene Mix und die gleichermaßen druckvolle und organische Produktion des zweiten Albums von NIHT bemerkbar, neben den neuen Facetten im Gesang ein weiterer Vorzug gegenüber dem nichtsdestotrotz durchaus soliden Vorgängeralbum.

NIHT – Ein würdiger Neuzugang

„Arcanum“ erweist sich als rundum gelungene und überaus facettenreiche Fortsetzung des bisherigen musikalischen Schaffens von NIHT. Insbesondere für all jene, welche die Auflösung von AASKEREIA nach wie vor nicht zu überwinden vermochten, wird sich das Projekt von S. und Z. zweifelsohne als Heilsbringer etablieren. Doch auch losgelöst von diesem Gleichnis, liefern NIHT genug Eigenständigkeit und musikalisches Geschick, um sich aus der breiten Masse an ähnlich gelagerten Bands hervorzutun und seine Zuhörerschaft nach hoffentlich folgenden Veröffentlichungen lechzen zu lassen. Ein überaus würdiger Neuzugang in den Reihen der zurecht hoch angesehenen Bands unter dem Banner von Ván Records.

31.03.2021
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