Mit unseren südwestlichen Nachbarn aus Frankreich werden allgemein ja eher leckeres Brot in länglicher Form sowie diverse Weichkäse- und Rotweinsorten verbunden. Dass sie jedoch auch ihre Instrumente ziemlich hart anpacken können, beweisen immer wieder gute, innovative Bands aus dem Land des Eiffelturms – DAGOBA, GOJIRA, in den letzten Jahren kamen oft musikalisch anspruchsvolle und technisch hochwertige Metalacts zu uns herüber. Die neuste Entdeckung auf dem Gebiet des technischen Death Metal hört auf den Namen NIGHTSHADE, hat einen Altersdurchschnitt von höchstens 20 Jahren und veröffentlicht Anfang November diesen Jahres mit „The Beginning Of Eradication“ ihr Debütalbum.
Ich muss ja zugeben, dass ich nicht wenig gespannt auf die Scheibe war, als ich in der Presseinfo von brutalem, mitreißendem und technischem Deathcore las – und diese Beschreibung trifft größtenteils auch tatsächlich auf die Musik zu. Hier wird sehr technischer Death Metal nach US-amerikanischem Vorbild mit Hardcore bzw. Metalcore gepaart und schließlich mit einer ordentlichen Prise Grind gewürzt. Man kann der Band also nicht absprechen, mal etwas Neues auf dem Sektor des Deathcores zu versuchen – auch, wenn man eine ähnliche Herangehensweise bereits bei den Ami-Kollegen von ALL SHALL PERISH zu hören bekam. Ebenso muss der saubere, aber nicht weichgespülte, sondern überaus druckvolle Sound erwähnt werden, der den elf brutalen Todesattacken den nötigen Schwung verleiht, damit auch wirklich keine Gefangenen gemacht werden.
Los geht es mit dem titelgebenden Klavierintro, das nach gut einer Minute an den ordentlich rumpelnden Opener „Crowning Of An Ugly Princess“ (Humor haben sie also auch, die Herren NIGHTSHADE) übergibt und einer knappen halben Stunde wütenden Geprügels Platz macht. Wie bereits gesagt: „The Beginning Of Eradication“ ist weit davon entfernt, schlecht zu sein, so befinden sich neben dem bereits erwähnten Opener mit „Just For A Bitch“ oder dem schleppenden, erst gegen Ende etwas schnelleren „Tapeworms For Breakfast“ einige echt gute Songs. Dennoch gibt es auch einen ziemlich schwerwiegenden Kritikpunkt: So sehr sich NIGHTSHADE bemühen, von den genreüblichen Standards und Klischees wegzukommen, ganz gelingt es ihnen nie. Immer wieder tauchen bekannte und schon mal gehörte Elemente auf – so zum Beispiel das ständige „Bumm-bumm-bumm-bumm-quietsch-quietsch-quietsch“-Breakdown-Gedresche, das mich außerordentlich nervt – warum zum Teufel muss man eine potenziell so gute Platte durch das Einbauen solch ausgelutschter Klischees kaputt machen?
So bleibt nach dem Genuss von „The Beginning Of Eradication“ insgesamt zwar schon ein positiver Gesamteindruck über, immerhin haben NIGHTSHADE mit „The Beginning Of Eradication“ ein selten hartes Deathcore-Brett gezimmert, dennoch schaffen sie es nie zu hundert Prozent, von den gängigen Metalcore-Klischees wegzukommen. Bitte bis zum nächsten Release noch ein bisschen an der Ausrichtung feilen – dann klappt es vielleicht auf mit einer ganz hohen Punktzahl!
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