Mit „The Venomous“ legen NIGHTRAGE ihr insgesamt siebtes Studioalbum vor, und wie immer ist es für einige Mitglieder das erste Album mit dieser Band. Für jedes Mitglied zählt die Bandbio mittlerweile zwei Ex-Mitglieder. Einzige Konstante dabei ist natürlich Gründer Marios Iliopoulos. Was NIGHTRAGE aber trotz aller Personalwechsel immer geschafft haben, ist, die Qualität zumindest weitgehend zu halten, auch wenn sie beim letzten Album „The Puritan“ bei uns etwas schlechter abgeschnitten haben als früher. Mit „The Venomous“ steigern sie sich jetzt wieder etwas, doch das Fazit „Hammer“ der ersten paar Alben wird auch hier nicht fallen. Ein eigenes Bild kann sich der geneigte Hörer durch die vier (!) bisher veröffentlichten Singles „The Venomous“, „Bemoan“, „In Abhorrance“ und „Affliction“ machen.
Auf diesem Album neu mit am Start sind Magnus Söderman an der zweiten Gitarre und Lawrence Dinamarca am Schlagzeug. Diese Neubesetzungen haben sich auf jeden Fall gelohnt, aber hierzu später mehr. Erstmal was zum Thema des Albums. Auch wenn es nicht als explizites Konzeptalbum daherkommt, hat es doch einen roten Faden in Form der Aussage „Wir sind das einzige Heilmittel gegen das Gift, das wir spucken.“ Wie das Zitat schon erahnen lässt geht es also darum, wie die Menschheit auf ihren eigenen Ruin zurennt. „The Venomous“ sind also wir selbst, aber es gibt auch noch Hoffnung. Doch wie klingt das dann? Wie immer sowohl hart und brutal als auch hinreißend melodisch.
Die frühen INSOMNIUM? Nein, NIGHTRAGE anno 2017!
Bereits der Opener und Titeltrack besticht durch eine eingängige Melodie, die ein wenig nach den ersten paar Alben von INSOMNIUM klingt. Danach hauen einem NIGHTRAGE aber mit „Metamorphosis/Day Of Wrath“ direkt ein ziemlich hartes und vor allem schnelles Brett um die Ohren, bei dem stellenweise sogar fast schwarz klingende Blastbeats auftauchen. Trotz all des Geballers schafft es der Song aber, melodisch zu bleiben und sogar mit einem wirklich coolen Solo aufzutrumpfen. Was die Solos angeht ist auf „The Venomous“ sowieso einiges los. Auch bei „In Abhorrence“, „Catharsis“ und „Trail Of Ghosts“ stechen die Solos sehr positiv raus, vor allem, wenn sie gleich mehrspurig gespielt werden. Dabei wird das Rhythmus-Gerüst aber nie vernachlässigt, was den Sound allgemein dicht und druckvoll hält. Auch die Drums kommen wirklich fett rüber und führen die Band mit Leichtigkeit durch die zahlreichen Tempowechsel. Zwei Daumen hoch für den neuen Schlagzeuger.
Für eine klare Abgrenzung von Melodic Death und Metalcore
Ein wenig aus einem Guss sind die Songs allerdings schon, was gegen Ende des Albums dazu führt, dass man sich schon etwas sattgehört hat. Auch hat man den Eindruck, dass die letzten paar Songs auf dem Album allgemein schwächer sind als der Rest. Weniger wäre in diesem Fall also mehr gewesen. Insgesamt gibt es songwritingtechnisch aber nichts auszusetzen, gab es bei NIGHTRAGE aber auch schon vorher nicht. Neuzugang Magnus Söderman hat Marios Iliopoulos gleich mal beim Schreiben unterstützt, eine Entwicklung, die die Songs auf „The Venomous“ vielleicht ein wenig vielschichtiger klingen lässt als die auf dem Vorgänger, aber das kann auch Einbildung sein.
Ein kleines Manko sind leider die Vocals von Ronnie Nyman, der doch eher ein Coreknabe ist. Vor allem diejenigen, die eine klare Abgrenzung zwischen Melodic Death und Metalcore schätzen, dürften diese Meinung teilen. Musikalisch ist das bei NIGHTRAGE nämlich völlig klar, aber der Herr am Mikro lässt einen manchmal zweifeln.
Kommentare
Sag Deine Meinung!