Nightmarer - Deformity Adrift

Review

Bei dem amerikanisch/deutschen Projekt NIGHTMARER hat sich in der letzten Zeit ein wenig getan. Erstmals nimmt die Kombo nicht mehr als Dreiergespann auf, sondern hat sich mit Keith Merrow als Gitarrist und Brendan Sloan am Bass auf ein Quintett erweitert. Darüber hinaus veröffentlicht man nicht mehr über Season Of Mist, sondern geht mehr oder weniger eigene Wege. Die verqueren Pfade, die man bereits mit dem Erstwerk „Cacophony Of Terror“ eingeschlagen hat, werden auf dem Nachfolger „Deformity Adrift“ aber dennoch weiter begangen und ausgefeilt. Auch mit ihrem zweiten Studioalbum liefert die Truppe einen tongewordenen Alptraum.

„Deformity Adrift“ ist ein tongewordener Alptraum

Wenn beim Opener „Brutalist Imperator“ die volle Bandbreite der beiden Saitenkrieger sowie des mächtigen Basses einsetzt, ist das in etwa so ähnlich wie der erste Drop in einer Dunkelachterbahn. Die disharmonischen, andersartigen Riffs sägen direkt an der Substanz, ohne dass diese plakativ zu verkopft oder verspielt klingen mögen. Wenn WAR FROM A HARLOTS MOUTH, eines der vielen Nebenprojekte der hier versammelten Mitglieder, mit ihrem Mathcore via konfuser Technik auch irgendwo überfordern wollen, gehören die mörderischen Disharmonien auf „Deformity Adrift“ zum Spirit, der auf eine ganz andere Art und Weise anstrengend ist.

NIGHTMARER tun nämlich atmosphärisch weh und überziehen den Hörer mit einer pechschwarzen Teerdecke aus komplexen Riffs, kombiniert mit einem wirksam eingestreuten Doom-Vorschlaghammer. Das Höllenhund-Gebell von Sänger John Collett tut dazu sein Übriges und passt perfekt in dieses moderne Konstrukt, dem es gleichermaßen gelingt, eine atmosphärische Ursuppe zu brauen, die man in dieser Intensität eher von klassischer ausgerichteten Death-Metal-Bands erwarten würde. Trotzdem auf diesem Album, abgesehen von „Hammer Of Desolation“, kein Song markig herausstechen will, fungiert „Deformity Adrift“ wie eine unsichtbare Hand, die den Hörer immer wieder in seine unheilvollen Lande zurückziehen will.

Pechschwarze Teerdecke mit komplexen Riffs

Auch weil die Platte letztendlich nur etwa 32 Minuten in alle vorhandenen Organe drückt, landen NIGHTMARER hier einen absoluten Wirkungstreffer. Eine Kombination aus technisch anspruchsvollem Death Metal, DEATHSPELL OMEGA und SULPHUR AEON erscheint unvorstellbar? Das Quintett gibt hier eine grobe Zeichnung, wie so etwas ungefähr aussehen könnte. Schmeckt nicht, ist bissig, ja tut fast schon physisch weh, aber es funktioniert herausragend.

14.05.2023
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