Nightbringer - Terra Damnata

Review

Drei Jahre ist es bald her, seitdem die US-amerikanischen Orthodox Black Metaller NIGHTBRINGER mit „Ego Dominus Tuus“ ausritten, die heimischen Stereoanlagen zu zerstören. Nun legt das Quasi-Sextett (zwei Bandköpfe, vier Musiker drumherum) nach und veröffentlicht mit „Terra Damnata“ sein insgesamt fünftes Full-Length-Album neben der obligatorischen Zahl an Splits, EPs und sonstigen Veröffentlichungen. Das neue Album der Herren aus Colorado schreitet dabei weiter den Weg voran, den NIGHTBRINGER mit ihrem 2014er-Werk einschlugen, verfeinert aber die Gangart und sorgt so zum ersten Mal in der Geschichte der Band dafür, dass NIGHTBRINGER wirklich, wirklich eigen klingen.

NIGHTBRINGER erweitern ihre Orthodoxie um nordeuropäische Klassik

Denn sprach „Ego Dominus Tuus“ noch eine ganz deutliche Orthodox-Sprache, mehr verfeinert durch als ergänzt um einige europäische Melodic-Elemente aus den Neunzigern (vor allem EMPERORs „Anthems To The Welkin At Dusk“ drängt sich damals wie heute immer wieder als Vergleich auf), so räumen NIGHTBRINGER den nordischen Anklängen auf „Terra Damnata“ noch ein ganzes Stückcken mehr Platz ein. So klingt das fünfte Album der Band zwar nach wie vor finster und okkult, aber die Einflüsse von (vor allem) EMPEROR, aber auch DISSECTION, DARK FUNERAL und anderen Skandinaviern sind heuer noch weniger zu leugnen als 2014. Ergänzt durch die okkulten Anteile (so wie NIGHTBRINGER eben immer klangen, irgendwo Richtung ACHERONTAS in weniger melodisch) ergibt das eine wirklich eigene, meist pfeilschnelle, hochmelodische, aber dabei sehr morbid gestimmte Herangehensweise an das Black-Metal-Genre.

„Terra Damnata“: Pfeilschnell, hochmelodisch, dabei stets morbide

Apropos „pfeilschnell“: Richtig, NIGHTBRINGER gehören immer noch zu den flotteren Kollegen im Orthodox Black Metal, Verschnaufpausen von den hohen Tempi gibt es für den Hörer auf „Terra Damnata“ nur wenige. Konkret sind die einzigen nennenswerten Pausen das ambiente Intro in „Of The Key And Crossed Bones“ sowie das langsamere, ebenfalls ambientere „The Lamp Of Inverse Light“, das übrigens angenehm an die ruhigeren Zwischenspiele bei JUDAS ISCARIOT erinnert. Ansonsten jedoch regiert bei NIGHTBRINGER anno 2017 zu rund 95 Prozent das Uptempo – „Terra Damnata“ ist also sowohl für die Freunde von orthodoxem Black Metal, als auch für „Anthems To The Welkin At Dusk“-Fans, als auch für „Panzerdivision“-Fanatiker geeignet.

Besser gehts kaum

Es ist schon beachtlich, wie sehr NIGHTBRINGER nochmal am Stil-Schräubchen gedreht haben, obwohl sie mit „Ego Dominus Tuus“ bereits in qualitative Höhen gelangt waren. Auf „Terra Damnata“ zeigen sich NIGHTBRINGER noch melodischer, gewissermaßen experimenteller und auf jeden Fall sehr viel eigenständiger als auf dem Vorgänger von 2014. Ein besseres Orthodox-Black-Metal-Album in diesem Jahr ist höchstens von ACHERONTAS zu erwarten – und selbst die müssen sich kräftig ranhalten, um gleichzuziehen.

07.04.2017
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