Night Of Suicide - Desire

Review

Das holländisch-finnische Funeral-Doom-Konglomerat NIGHT OF SUICIDE hat den Kollektivsuizid nochmal etwas aufgeschoben, um vorher mit „Desire“ noch ein drittes Album aufzunehmen. Das ist, um es kurz zu machen, die Qual von drei Jahren mehr in einer ansonsten offenbar recht trostlosen Welt durchaus wert gewesen, wenn man das Ergebnis hört.

„Desire“ ist genau das Album, das man von einer melodisch ausgerichteten Funeral-Doom-Band erwarten kann: Es ist quälend langsam, baut sich durch seine kathedralenhaft riesigen Hallräume mächtig und abgrundtief vor dem Hörer auf und macht, wenn nicht depressiv, so doch zumindest sehr nachdenklich. Das erreichen NIGHT OF SUICIDE mit episch angelegten vier Stücken, die zusammen eine Dreiviertelstunde auf die Sanduhr bringen, dramaturgisch angelegt sind (zumindest nach den Titel zu urteilen: was mit „My Thoughts“ beginnt, führt zu „My Answer“ und einer unstillbaren „Desire“, um dann, unvermeidlich, in der „Final Decision“ zu enden) und von denen man den Eindruck hat, sie würden im Grunde kein Ende nehmen. Positiv betrachtet, könnte man das Album damit als außerordentlich homogen bezeichnen, auch wenn sich die Songs natürlich in Details unterscheiden (nett sind beispielsweise die gezielt eingesetzte Violine, die schöne, das Album ein- und ausleitende Akustikgitarre oder die angenehm billig-atmosphärischen Keyboards). Dass NIGHT OF SUICIDE damit auffällig finnisch klingen, ist kein Wunder: Die Musik stammt von Markus Heinonen, der in der finnischen Underground-Metalszene kein Unbekannter mehr ist.

Etwas kritischer betrachtet heißt das aber auch,  dass „Desire“ kein Paradebeispiel für Abwechslungsreichtum und aufregende Höhepunkte ist, sondern natürlich genretypisch im eigenen Selbstmitleidsaft schmort. Oder, noch direkter: Es ist ziemlich monoton. Dabei ist ein entscheidender Punkt, der mir hier und da den Spaß an der Platte verhagelt, die nicht nur permanent dudelnde, sondern gerade in der zweiten Albumhälfte manchmal schrecklich schiefe Leadgitarre. Die ist zudem meinem Eindruck nach von einem Gitarristen gespielt, der mit seinen etwas krampfigen Fingern in der Rhythmussektion einer Band besser aufgehoben wäre. Die sicherste aller klaren Gesangsstimmen ist Sänger Ben de Graaff leider auch nicht eigen. Das ist zwar keine Katastrophe, aber einer von vielen kleineren Punkten, der eben eine anständige von einer guten oder brillianten Doomband unterscheidet. NIGHT OF SUICIDE gehören mit diesem an alte ANATHEMA, SHAPE OF DESPAIR oder MY DYING BRIDE erinnernden Drittwerk in die erste Kategorie.

14.04.2011

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