Drei Jahre nach dem überaus respektablen „Raft Of The World“ kehren NIGHT mit „High Tides, Distant Skies“ zurück – und mit einem gehörigen Wumms, kann man sagen. Denn das neue Album der vier Schweden geht richtig ab. Nicht nur im Kopf, sondern auch in den Beinen.
„High Tides, Distant Skies“ ist ein richtiges Rock-Monster
NIGHT geben sich zuhörends nicht mit Nischen-Metal oder Anspielungen auf die berühmte neue Welle britischen Heavy Metals zufrieden. Nein, NIGHT zielen in die richtig großen Arenen der Welt. Allerdings in eine Welt, in der Rock ebendiese Arenen auch noch gefüllt hat. Die späten 1970er wären ein wahrlich geeignetes Betätigungsfeld für die vier Herren gewesen.
Entsprechend dem von Gitarrist Sammy Ouirra ausgegebenen Motto „Rock is a serious thing, but at the same time, it can‘t be taken to serious.“ gehen NIGHT heuer deutlich lässiger an ihr Schaffen als noch an den düsteren Vorgänger „Raft Of The World“. Mit zwei hübschen Nebeneffekten: „High Tides, Distant Skies“ wirkt ungezwungener und zugleich breitbeiniger. Ähm, also hinsichtlich der Fußstellung auf dem Boden. Knalliger halt, rockender hingestellt. Also: Dieses neue Songwriting klingt wie eine Mischung aus Disco und Rock. Viel Rhythmus. Viel Groove. Viel „Fun“, wie es Neudeutsch heißt.
Dass Titel wie „Running Away“ mit melancholischer Pianoeinlage auch deutlich in Richtung BON JOVI-Stadion-Rock zielen, ist nur eine der musikalischen Verbeugungen unter Vielen. Der treibend-mystische BLUE ÖYSTER CULT-Charakter in „Crimson Past“ ist eine weitere Verneigung. Oder ein bisschen „Lost In A Dream“-THE SCORPIONS? Geht alles. Ihr Repertoire haben NIGHT mit dem neuen Album wirksam um die Granden des Rock in deren besten Zeiten erweitert.
NIGHT zünden direkt und ohne Umwege
Was aber macht die neue NIGHT letztlich so stark – und zu mehr als einer Zitatensammlung? Zum einen werden durchgehend bemerkenswerte Knaller-Grooves ausgepackt. Was die Rhythmusarbeit angeht, macht „High Tides, Distant Skies“ seine Sache richtig gut und betont diesen bereits erwähnten, charmanten Disco-Aspekt: Joseph Max‘ prägnante Bassarbeit gepaart mit einem treibenden Schlagzeug haben Charakter. Nachweis: Der tanzflächengeeignete Mittelteil von „Burning Sky“ würden jedes Stadion-Rund zum ekstatischen Mitklatschen bringen. Oder jede Club-Tanzfläche zum Explodieren. Disco-Kugel und Plateau-Schuhe gepaart mit einer Rocker-Lederjacke. Kann man machen. Alternativ die zauberhafte Einleitung zu „Shadow Gold“. Oder das elektronisch unterstützte „Under The Moonlight Sky“. Toll. Das etwas redundante „Falling In The Black“ ist da schnell verziehen.
Zum anderen spielt sich das Gitarren-/Gesangsduo Andersson-Ouirra geschickt die Bälle zu. Ein „Running Away“-Solo hier, stimmungsvollste Melodien in „Here On My Own“ oder dem flotten „Give Me To The Night“ da. Hier scheint eine Band wirklich ihren Stil und ihre Mitte gefunden zu haben. Dass das Album zudem als Livesession im Studio aufgenommen wurde, ist mehr als eine nette Anekdote – unterstreicht es doch den Anspruch der Band, ihren Sound möglichst authentisch zu präsentieren.
Also: TANITH gefällt? Und HORISONT? Oder auch ein bisschen THE NIGHTFLIGHT ORCHESTRA? Ihr habt auch ansonsten gern Spaß und mögt es catchy? Gebt euch „High Tides, Distant Skies“ von NIGHT. Dufte Scheibe, die man immer wieder gern auflegt.
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