Night Demon - Outsider

Review

Soundcheck März 2023# 1 Galerie mit 13 Bildern: Night Demon – Keep It True Rising IV 2024

Wenn Metal-Bands ein Konzeptalbum ankündigen, sorgt das gerne Mal für Skepsis. Zu zahlreich sind die Beispiele, bei denen dieser Ansatz dazu führte, dass die Musik gefühlt hinter dem lyrischen Konzept zurückstehen musste (hallo „Nostradamus“) oder das Ganze zum halben Hörspiel verkam (erinnert sich noch jemand an „Gods Of War“?). Im Falle von NIGHT DEMON gibt es in der Hinsicht Entwarnung. Zwar stellt „Outsider“ eine musikalische Veränderung für die Band dar. Doch am Ende erwartet die Fans immer noch ein waschechtes Heavy-Metal-Album.

NIGHT DEMON machen keine halben Sachen

Trotzdem ist das Konzept mehr als bloße Behauptung. Allein die mit dem Album mitgelieferte Handlungszusammenfassung zeigt, wie ernst es Frontmann Jarvis Leatherby und seinen Mitstreitern mit der Sci-Fi-Horrorgeschichte des Albums ist. Darin geht es um Johnny, der in das sogenannte Shadow Realm, also Schattenreich, gezogen wird. Dort findet er eine Welt vor, die seiner eigenen sehr ähnlich ist, aber einige düstere Twists präsentiert. Die neun Songs der Platte zeichnen seinen Weg zurück in seine eigene Realität in knapp 40 Minuten nach.

Dabei folgen NIGHT DEMON einer groß angelegten Dramaturgie. Der vorab als Single veröffentlichte Titelsong eröffnet die Platte gewohnt gradlinig. Anschließend folgt eine emotionale Achterbahnfahrt, bei der sich einzelne Songs kaum hervorheben lassen. Zu fließend sind die Übergänge, zu gut ist der Flow von „Outsider“.

Frischer Anstrich statt Neuerfindung

Beim ersten Durchlauf kann das überwältigend wirken. Waren die ersten beiden NIGHT DEMON-Platten in erster Linie Song-orientiert, steht bei „Outsider“ das Gesamtbild im Vordergrund. Offensichtliche Hits wie „Heavy Metal Heat“ und „Save Me Now“ auf dem Debüt oder „Black Widow“ und „Welcome To The Night“ auf „Darkness Remains“ sind rar gesät. Am ehesten fallen noch das Titelstück und das abschließende, knackige „The Last Day“ in diese Kategorie. Den Rest des Albums muss man sich erarbeiten.

Mit jedem weiteren Durchlauf erschließt sich „Outsider“ mehr und mehr. Plötzlich erwischt man sich dabei, im Alltag den Refrain von „Escape From Beyond“ zu summen. Das Hauptriff von „Obisidian“ schweift wieder und wieder durch den Kopf. Wer „Outsider“ Zeit zur Entfaltung gibt, entdeckt immer mehr der typischen NIGHT DEMON-Trademarks. Die Band erfindet sich mit der Platte nicht neu, sondern verpasst ihrem gewohnten Sound einen frischen Anstrich – und der steht dem Trio verdammt gut.

„Outsider“ lädt zum Entdecken ein

„They look familiar yet they seem so strang“, singt Leatherby im Albumopener. Was sich auf Johnnys Erfahrungen mit seinen Mitmenschen im Schattenreich bezieht, lässt sich ebenso über NIGHT DEMON sagen. Alles, was Fans an der Band lieben, ist auf „Outsider“ vorhanden. Es kommt schlicht in ungewohnter Form daher. Dadurch gelingt der Band eine Weiterentwicklung ihres Sounds im besten Sinne, nachdem sie auf den ersten beiden Alben das Heavy-Metal-Einmaleins durchgespielt hatten.

„Outsider“ ist Musik für aufmerksames Hören. Wer sich die Zeit nimmt, sich mit dem Album intensiv auseinanderzusetzen, entdeckt ein vielschichtiges Werk, das nichts mit den heute oft angesagten Fast-Food-Produktionen gemein hat, die oft nur dazu dienen, der Band einen Grund zu geben, wieder auf Tour zu kommen. Das Album ist spürbar ein Herzensprojekt mit einer klaren künstlerischen Vision, die von vorne bis hinten aufgeht.

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10.03.2023

"Irgendeiner wartet immer."

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2 Kommentare zu Night Demon - Outsider

  1. Se Wissard sagt:

    Ich mag ja mittlerweile diese „New Wave“ of true heavy metal, oder wie auch immer man das nennt, richtig gerne. Alles was irgendwo 80er (und in manchen Fällen 70er) atmet, lebt und weiterdenkt mag ich gerne einer Testung unterziehen. Und ich habe ja Night Demon bisher eher ignoriert, habe aber nach den Lobeshymnen von allen Seiten doch Mal ein Ohr bzw. eine Bestellung riskiert. Ja und jetzt? Ist das Album ein Kandidat für den Titel „wächst ins Unendliche“.
    Wie geschrieben sind es nicht die ganz großen Refrains oder einzelnen Stücke, sondern die kleinen Details, die das Album spannend machen. Zum Beispiel plötzliche Geschwindigkeitswechsel hin zum Doom, die organische Produktion und jede Menge Abwechslung, die das Album richtig groß machen. Dazu kommt eine hohe Musikalität, der Anfang von The Wrath beginnt elegisch und brät dann mit schweren Riffs und knallt einem dann mit Power richtig vor den Latz. Und bei jedem Durchlauf findet man wieder einen neuen Abschnitt, den man großartig finden kann.

    9/10 – Mal sehen wie der Langzeitfaktor so ist, aber aktuell sehe ich keinen Grund, warum die Platte nicht noch einen Zähler mehr einheimsen könnte. Über die Länge (oder kürze) mag man meckern, aber hey, lieber noch Mal auf Repeat als irgendeinen Filler wegdrücken müssen.

    9/10
  2. Lysolium 68 sagt:

    Möchte mich der Einschätzung von Se Wissard gerne noch einmal anschliessen. Die Alben dieser Band sind
    tatsächlich Grower vom Feinsten.

    9/10