Nhor - Momenta Quintae Essentiae
Review
Nach zwei unterschiedlich stark vom Black Metal geprägten Werken („Whisperers To This Archaic Growth“ von 2011 sowie „Within The Darkness Between The Starlight“ von 2013) geht es für das mittelenglische Ein-Mann-Projekt NHOR mit dem vierten Album „Momenta Quintae Essentiae“ wieder zurück zu den Anfängen, zu den bedächtigen Ambient-Klängen der ersten Veröffentlichungen aus den Jahren 2009 und 2010.
Mittels der sanften, lange nachhallenden Anschläge von ausschließlich Piano und Akustikgitarre sollen Momente der Zeit- und Schwerelosigkeit erschaffen werden, die für eine Einkehr ins Innere prädestiniert sind. Momente, so minimalistisch und zerbrechlich, dass man die Aussage des Urhebers, jedes Lied stelle für ihn „einen in der Zeit eingefrorenen Augenblick dar“, vollends nachvollziehen kann. Momente, wie man sie sonst vornehmlich an abgeschiedenen Orten in der Natur erlebt. Der nur ganz sporadisch erklingende sphärische Gesang – etwa in „Nosce Te Ipsum“ und „Contra Ventum“ – bildet dabei mitnichten das ferne Grundrauschen der Kultur ab, sondern vielmehr die Stimmen der Naturgeister, die denjenigen, die zuzuhören vermögen, den Pfad zum Essentiellen eröffnen.
Mit einfachen, aber gekonnt eingesetzten Mitteln unternimmt Multiinstrumentalist Nhor hier also den Versuch, das reine und ursprüngliche Wesen der Natur zu fassen, das frei ist von jeglichen menschengemachten Interpretationen und Überformungen. Wenngleich grundsätzlich aussichtslos, handelt es sich bei dieser schönen, sehr stillen Musik doch um einen ambitionierten Ansatz. Konträr zu seiner äußerst zurückhaltenden, sich auch im reduzierten Umschlagbild widerspiegelnden Art entpuppt sich „Momenta Quintae Essentiae“ als potentes Besinnungsvehikel mit Denkerstirn, das glücklicherweise nicht blasiert oder zu pseudointellektuell wie die Produkte manch ähnlich gelagerter Projekte wirkt.