New Model Army - Sinfonia

Review

Galerie mit 18 Bildern: New Model Army - Unbroken Tour 2024 in Hamburg

Die einflussreiche britische Rockband NEW MODEL ARMY versucht sich nach weit über 40 Jahren regelmäßiger Albumveröffentlichungen und Touren mit „Sinfonia“ an etwas Neuem: Die Band um Sänger und Gitarrist Justin Sullivan trat im vergangenen Jahr mit Unterstützung des Sinfonia Leipzig Orchesters auf und präsentierte ihre Kompositionen … ja, wie eigentlich? Band mit Orchester? Wer hier Rocksongs mit ein wenig Streicheruntermalung erwartet, liegt definitiv falsch.

Die NEW MODEL ARMY präsentiert sich anders

Vielmehr verschwimmen die Grenzen zwischen Band und Orchester, und Justin Sullivan spricht sogar davon, dass das Ganze „wie eine vereinigte 40-köpfige Band“ klingen würde. Bei aller Begeisterung für das eigene Werk ist da etwas Wahres dran. Bereits die über vierminütige „Overture“ zeigt auf, dass hier nicht nur die bekannten Songs dargeboten werden sollen, sondern tatsächlich das gesamte Set neu arrangiert und auf gewisse Weise auch komponiert wird. Dem Klassikteil wird viel Raum gegeben, die Lieder nicht nur zu ergänzen, sondern gleich eigene Wege zu gehen.

Das kommt bei neueren Songs, wie dem von stampfenden Drums angetriebenen „Devil’s Bargain“ noch gar nicht so zum tragen, denn die war schon in der ursprünglichen Fassung mit seinen Streichern sehr nah an der jetzigen Version. Insofern fügt sich dieses Stück sehr natürlich in den Sound ein. Bei einer alten Hymne wie „Vagabonds“ wird allerdings der Unterschied deutlich. Sullivan und Co. haben allerdings auch immer mal die elektrischen gegen akustische Gitarren eingetauscht, weswegen die Streicher nicht gegen eine vollständig lärmende Band anspielen muss, sondern sie ergänzt. Kurzum: NEW MODEL ARMY und Orchester gehen eine sehr natürliche und organische Verbindung ein.

Violonistin Shir-Ran Yinon, eine langjährige Weggefährtin der Briten, hat alle Lieder für Orchester arrangiert und dabei ganze Arbeit geleistet. Die Symbiose zwischen den beiden Welten gelingt, und wenn sie im Nachgang begeistert zu Protokoll gibt, dass „die Verbindung zwischen der Band, dem Dirigenten und dem Orchester […] hervorragend funktioniert“ hat, dann ist das nicht nur ein technischer Hinweis einer Musikerin, sondern auch hörbar.

„Sinfonia“ – Band mit Orchester?

Egal, ob Ihr im vergangenen Jahr live mit dabei wart oder das Konzertereignis jetzt im Nachgang erleben wollt: „Sinfonia“ ist definitiv ungewöhnlich und hörenswert, eben weil es sich von den (vielleicht negativen) Erwartungen abhebt und die bekannten Songs in einen neuen Zusammenhang stellt. Es spricht ja auch nichts dagegen, sich direkt danach die Originalversionen der NEW MODEL ARMY-Klassiker anzuhören: Beides funktioniert – und „Sinfonia“ für sich gesehen sogar hervorragend.

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31.10.2023

- Dreaming in Red -

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