Nevertrust - Eye Of The Observer

Review

Wo Gitarren rumpeln, die Blechtrommel topft und der Gesang als einziges ‚Instrument‘ nicht in einem muffigen Reverb erstickt, ist die Welt noch in Ordnung. Das Dresdner Quartett von NEVERTRUST geben sich in ihrer dritter Veröffentlichung, nach zwei Demos 2007, Underground wie in den goldenen 80ern. Und so in etwa ist auch die Musik zu beschreiben: Die oft recht komplexen und langen Nummern, die gegen eine Sechsminutenmarke nichts einzuwenden haben, vermischen Riffs großer Thrasher, wie die oft durchzuhörenden METALLICA, mit allem alternativen und punkigen was die Zeit sonst noch hergegeben hat.

Und der Opener „Need For Greed“ verdeutlicht sehr gut, wie die EP „Eye Of The Observer“ einzuschätzen ist. Zwar ertappt man sich wirklich mehrmals dabei, zu den gelungenen Uptempobreaks zu moshen und einen cleveren roten Faden der Nummer zur Kenntnis zu nehmen, aber gleichzeitig reicht das schlichtweg nicht für eine Spielzeit von knapp sechs Minuten. Sowieso sind die hohen Ambitionen der Band in den sieben Songs genauso offen dargelegt, wie auch ihre Umsetzung noch etwas zu wünschen übrig lässt. Klar ist es eine wirklich coole Sache, wenn man ständige Dynamikwechsel vorgesetzt bekommt und nach einer filigranen Clean-Passage die mächtigen Double-Bass-Gewitter runtergeprügelt werden, aber langwieriges Austarieren und ein Händchen für Harmonielehre ist schlichtweg erforderlich, um im Endeffekt keine zerstückelten Riffreihungen zu produzieren. Ebenso mag es im Thrashmetal zwar stilvoll sein, ein Gitarrensolo in einer anderen Tonart als die Riffs darunter zu frickeln, aber die daraus resultierenden Ergebnisse in „Violent Crisis“ und dem ansich sehr gelungenen Instrumental „Perpetuum Mobile“ lassen dann doch zu wünschen übrig. Kurze Nummern wie das punkige „No Rebel“ haben es zwar deutlich einfacher, können aber dennoch nicht wirklich aus der Masse herausragen. Dennoch kann man „Eye Of The Observer“ am Stück durchhören und nicht nur die gelungene Produktion genießen.

NEVERTRUST machen es einem nicht leicht mit ihrer neuen EP. Beruhigend ist aber immerhin die Tatsache, dass es weiterhin mehr Bands gibt, die sich an den alten METALLICA orientieren, als an „St. Anger“ und „Death Magnetic“. Zusammen mit etlichen starken Riffs, hohem Ambitionen und der ultratruen Abmischung ist das definitiv sechs Punkte wert, höhere Glücksgefühle gibt es aber vermutlich nur in den Liveshows der Band.

19.05.2009

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