Neurosis - Honor Found In Decay

Review

Sie sind wieder da. Die Götter des meisterhaften Depri-Sludge, Post-Metals & Post-Rocks melden sich fünf Jahre nach ihrem letzten, fantastischen Werk „Given To The Rising“ zurück, um ihre musikalischen Visionen weiterzuführen. Nachdem uns die lange Wartezeit mit dem vorzüglichen Live-Album „Live At Roadburn 2007“ (erschien 2010) versüßt wurde, wuchten uns NEUROSIS nun ein neues Kapitel ihrer schweren Kunst entgegen: „Honor Found In Decay“.

Das Rezept der Band, welches nach meinem Empfinden mit den Alben „The Eye Of Every Storm“ (2004) und „Given To The Rising“ (2007) perfektioniert wurde, wird konsequent fortgeführt. Neuerungen gibt es keine und, man erlaube mir diese Aussage in Zeiten, in denen ständig erwartet wird, dass eine Band sich gravierend verändert, das ist auch gut so! NEUROSIS haben ihren Kreislauf abgerundert und solange der Inhalt top ist, gibt es aus meiner Sicht absolut keinen Grund, etwas an diesem Verhältnis zu ändern.

„Honor Found In Decay“ brilliert einmal mehr mit intensiven, quälenden Stimmungen und überwältigender musikalischer Dynamik. Der Gesang, erfüllt von Schmerz, Wut und Trauer, aber auch aufkeimener Hoffnung und dem Wunsch auf „Heilung“, wiegt sich mit den ausladenden, äußerst stimmungsintensiven Arrangements auf. Musik und Stimme ergänzen sich in einer Flut aus Eindrücken sowie klischeeloser, aufbäumender und sich wieder beruhigender Dramaturgie perfekt und gipfeln letztendlich in einem tiefen Meer aus Emotionen.

Auf sieben Stücken präsentieren sich NEUROSIS so schmerzhaft konsequent und eindringlich wie stets zuvor und es gibt an ihrer Musik nicht den geringsten Funken an abfallender Qualität zu vermerken. Einzelne Stücke herauszufiltern und hier zu sezieren macht absolut keinen Sinn. Das Album lässt sich einwandfrei am Stück hören; so kann man die Stimmungsschwankungen sowie das regelmäßige Auf und Ab der vertonten Depression und der vertonten Neurose, am besten ergründen und erfühlen. Dass die drei Stücke jenseits der Zehnminutengrenze dabei einen besonderen Reiz ausüben, bleibt im Falle NEUROSIS eine Selbstverständlichkeit.

Produziert wurde „Honor Found In Decay“ einmal mehr von der Band selbst und ihrem Stammproduzenten Steve Albini. Der Sound ist natürlich, ohne plastikhaftem Schnickschnack, sauber und ehrlich, aber dennoch wuchtig und vollmundig. Mit diesem Album bestätigen NEUROSIS aufs Neue, warum sie die ungeschlagenen Meister ihrer Zunft sind. Beweisen müssen sie dies ohnehin schon lange nicht mehr.

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23.10.2012

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