
NEUN WELTEN haben mit „Destrunken“ dieser Tage nun endlich ihr zweites Werk vorgestellt und werden, wie eigentlich auch nicht zu erwarten war, die Anhänger ihres ersten Albums nicht enttäuschen: Weiterhin wird folk-angehauchte Akustik mit dezenten Einschlägen in Richtung von flottem Rock gespielt. Die Grenzen zwischen Kitsch, Harmonien von der Komplexität eines Schlafliedes und sanfter Gefühlsregung sind natürlich schwammig (werden aber erfreulich selten angekratzt), aber damit muss man in diesem Genre ohnehin leben, weil da die subjektive Empfindung wie kaum sonst etwas den Ausschlag gibt.
Die wirklich eingängigen Stücke sind rar gesät. Der Spannungsaufbau, den die Band sehr gut beherrscht, ist ebenso konventionell wie „Destrunken“ ohne Experimente im eigentlichen Sinne auskommt. Das Album lässt sich zwar am besten in Ruhe hören, aber weniger wegen etwaiger Unzugänglichkeit, sondern weil es seine Wirkung eben allein aus der Atmosphäre zieht, die es vermittelt: Die Vielfalt und die feinen Nuancen im Aufbau der Musik entfalten einen ganz eigenen Charme. „Destrunken“ ist aber bodenständig trotz üppiger Instrumentierung und elegischer Anklänge, die hier und da von einem weiter ausladenden Konzept zeugen, aber nie ihren überschaubaren Rahmen verlassen. Trotzdem verfallen NEUN WELTEN nicht ins stumpfe Abpausen altbekannter Akustikphrasen: Auch das zweite, wieder sehr verträumte Album der Gruppe weist eine gewisse Reserviertheit gegenüber Eingängigkeit und allzu einfach gestrickter Folklore auf. Persönliches mischt sich mit Naturnahem und einer Mystik, die jenseits von Wochenendesoterik eine wunderschöne Begleitung in der kalten Jahreszeit darstellt.
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