NETHERFELL aus Polen veröffentlichen mit „Between East And West“ ein Debütalbum, das es schafft, gleichzeitig eigenwillig und abgedroschen zu klingen. Das sechsköpfige Lineup inklusive Gitarre, Geige, Flöte, Bagpipes und Männlein-Weiblein-Dyade am Mikro stimmt die Erwartungen ein auf eine Mischung aus ARKONA und ELUVEITIE – und enttäuscht. Die Mehrheit der 13 Songs wird auf Polnisch vorgetragen (dankenswerterweise mit Übersetzung im Booklet) und bedient die üblichen Pagan-Klischees von Gesängen zu gefallenen Königen und Geistern („Woods Of The Dead“, „Mice Tower“) über neu vertonte Volksweisen mit viel Geflöte („Kónik Smók“) zu klagendem Frauengesang im Wechsel mit Gegrowle durch Sänger Tomasz Indyka („Mokosz“).
Dabei setzen NETHERFELL weniger auf das weit verbreitete Heroik-Getue, als auf einen erdigen, fast nüchternen Sound. Während aber mancher Band ein paar Ecken und Kanten sehr gut stehen, stoßen sich die sechs Polen an ihren beileibe nicht gesund. Das Ergebnis klingt viel zu oft zerfasert und uninspiriert, mit Gitarrenstakkato, das am Rest der Songs vorbeihackt und Folkelementen, die eher nerven, als zu ergänzen – schön zu hören beispielsweise bei „Kruk (Raven)“. Besonders gewöhnungsbedürftig wird für einen Großteil der Hörerschaft zudem der Stil der Growls sein, die mehr an Rap als an Metal erinnern – wer möchte, kann das zugehörige Gehampel im Video zu „Kónik Smók“ bewundern. Obwohl es schwer fällt, einen Anspieltipp auf „Between East And West“ zu benennen (vielleicht „Towards Fertile Lands“?), wäre es unfair zu behaupten, dass NETHERFELL alles falsch gemacht haben. Auch wenn die Übergänge zwischen den einzelnen Elementen ungefähr so geschmeidig sind, wie Sandpapier – ein stilistischer roter Faden ist erkennbar, und wer dem Album eine zweite Chance gibt, wird vielleicht merken, dass dem Ganzen durch aus ein gewisser Charme abzugewinnen ist.
Bevor der Sound von NETHERFELL aber mehr wird, als eben nur die Summe von ein paar schräg platzierten Teilen, wird sich die Band noch ein gutes Stück weiter entwickeln müssen. Sollte das gelingen, könnte sich erneutes Zuhören lohnen. Bis dahin sollte man die Erwartungen allerdings nicht allzu hoch ansetzen…
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