Netherbird - The Grander Voyage

Review

Die Schweden NETHERBIRD sind bis jetzt weniger als Garant für hochklassige Veröffentlichungen in Erscheinung getreten, das war bisher dann doch eher im Bereich gehobener Durchschnitt angesiedelt. Doch diese Einschätzung sollte man nach dem Genuss des neuen Albums „The Grander Voyage“ auf alle Fälle revidieren, denn damit hat man offensichtlich mehr als einen Schritt nach vorne gemacht.

Melancholisch angehauchter Schwedentod aus der Steve-Harris-Schule

Darauf lässt das Allerwelts-Intro „Pale Flames On The Horizon“ noch nicht unbedingt schließen, doch schon mit „Hinterlands“ zeigen die Jungs gleich mal ganz deutlich, in welche Richtung die Reise musikalisch und vor allem in punkto Qualität in den kommenden gut 40 Minuten gehen wird. NETHERBIRD haben sich dem angeschwärzten Death Metal verschrieben und setzen dabei eher auf Atmosphäre und Melodien als auf stumpfe Härte. Die generell recht langen Songs sind sehr abwechslungsreich gestaltet und beinhalten dabei immer wieder feine Akustik-Parts. Auch ein gewisses Maß an Progressivität kann man den Schweden nicht absprechen. Ein sehr gelungener Einstieg in die große Reise. Das rein akustische Zwischenspiel „Dance Of The Eternals“ leitet dann geschickt über zu „Windwards“. Hier entfesseln die Jungs passend zum Titel ein stürmisches Lüftchen mit großen epischen Momenten. Der Song hat absolutes Ohrwurm-Potential!

„Pillars Of The Sky“ offenbart ein weiteres Trademark der Band, denn man beginnt die Lieder gerne mal ruhig, bevor man dann schließlich in die Vollen geht. Da hat jemand in der Steve-Harris-Schule aufmerksam mitgeschrieben als das Thema Spannungsbögen auf dem Lehrplan stand. Mit ihrem hymnischen und erhabenen Midtempo erinnern NETHERBIRD des Öfteren an IMPERIUM DEKADENZ, ohne jedoch wie diese voll im Schwarzmetall aufzugehen. Und dass lange Songs nicht gleichbedeutend mit Langeweile sind, demonstriert die Band durchgehend sehr eindrucksvoll. Man muss es halt ganz einfach können und die Hörer über die volle Distanz zu fesseln wissen. Auch „The Silvan Shrine“ punktet gleich mal mit Melodien zum Niederknien. Der schnelle Mittelpart erinnert etwas an DIMMU BORGIR und auch die später eingestreuten Klavier-Passagen bereichern den Song ungemein. Auf „The Grander Voyage“ fügen sich wirklich alle Teile nahtlos zu richtig starken kleinen Epen zusammen. Das abschließende „Emerald Crossroads“ ist dann aber leider doch nicht ganz das große Finale, auf das diese Scheibe die ganze Zeit über hin zu steuern schien. Aber dennoch haben wir es auch hier nochmal mit einem wirklich starken Stück melancholisch angehauchtem Schwedenstahl zu tun.

Es lohnt sich also absolut, sich von NETHERBIRD auf diese „The Grander Voyage“ entführen zu lassen. Auf diesem interessanten Trip gibt es jede Menge zu entdecken, und das funktioniert am besten mittels Kopfhörern direkt auf die Lauschlappen. Denn diese Scheibe ist passend zum Herbst eher für verregnete Abende vor dem Kamin als zum exzessiven Die-Sau-raus-lassen geeignet.

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19.10.2016

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