Nestor - Teenage Rebel

Review

Wer einen derartigen Überraschungserfolg landet wie NESTOR 2021 mit „Kids In A Ghost Town“, hat es gewiss nicht leicht – der Druck und die Erwartungen sind sicher genauso hoch, wie die Gefahr, die Fans zu enttäuschen. Vielleicht haben sich die Schweden deshalb drei Jahre lang mit dem Nachfolger „Teenage Rebel“ Zeit gelassen, aber das Warten hat sich gelohnt.

NESTOR – Aus Kindern werden Teenager

Denn die Truppe um Sänger und Mastermind Tobias Gustavsson halten auch auf ihrem heiß erwarteten Zweitling das hohe Niveau ihres Debüts. Mit authentischer Ausstrahlung nehmen uns die Schweden erneut in Welt der glorreichen Achtzigerjahre mit und das mit jeder Menge Stil. Dass es sich bei den elf Tracks nicht um Originalmaterial aus den Achtzigern handelt, ist den Songs keineswegs anzuhören. Auch wenn die Kumpels aus der schwedischen Provinz keinen Hehl aus ihren Referenzen machen, schaffen sich NESTOR ihr eigenes Klangbild, das sich noch stärker als sein Vorgänger am AOR und Melodic Rock orientiert.

Die Brücke von „Kids In A Ghost Town“ zu „Teenage Rebel“ oder in anderen Worten, die Entwicklung vom Kind zum Teenager macht der Intro-Track „The Law Of Jante“. Der von der dänischen Synchronsprecherin Freya Miller gesprochene Titel handelt von der Unterdrückung der Jugend in Kleinstädten, woraufhin sich die Band in „We Come Alive“ diesem Zwang rebellisch entgegenstellt. Mit allerlei Dynamik, Keyboard- und Gitarrenaction und einem Mitsing-Refrain bietet der Track den perfekten Einstieg und knüpft direkt an den Hit „On The Run“ an. Der Titeltrack „Teenage Rebel“ beginnt genauso fulminant, bringt aber mit mehreren Tempowechseln mehr gefühlvolle Vibes mit ein. Textlich blickt der Song zurück auf die Jugendzeit der Protagonisten und auch musikalisch bringt der Track mit dezenten Keyboards, dem genialen Riff und dem sehnsüchtigen Chorus das wilde, freie Lebensgefühl jener Dekade glänzend rüber.

Wiedersehen mit alten Bekannten

In der Power-Ballade „Last To Know“ schlagen die Schweden zum ersten Mal langsame, melancholische Töne an, die sofort an DEF LEPPARD erinnern und in der Gitarrist Johnny Wemmenstedt eines seiner kurzen, aber gefühlvollen Solos präsentiert. Mit groovigen Gitarren und einem extrem eingängigen Refrain geht „Victorious“ anschließend sofort und nachhaltig ins Ohr und wäre vor 40 Jahren garantiert auf dem „Rocky“-Soundtrack gelandet.

„Caroline“ ist eine angenehme Midtempo-Nummer, die sehr an JOURNEY erinnert und mit einprägsamen Chören ausgeläutet wird. Parallelen zu CHICAGO zeigen sich hingegen in der rührseligen Ballade „The One That Got Away“, das mit einfühlsamem, glasklarem Gesang und sanften Klavier- und Keyboardtönen unter die Haut geht.

Die Riffs in „Addicted To Your Love“ rufen Erinnerungen an BON JOVIs „Runnaway“-Album hervor, bevor „21“noch mehr Tempo aufnimmt. Um noch weitere Referenzen ins Spiel zu bringen, gibt es für das anschließende „Unchain My Heart“ einen Verweis auf SURVIVER. Den Abschluss der musikalischen Zeitreise durch die Achtzigerjahre macht die klaviergetragene Ballade „Daughter”, die Gustavsson für seine Tochter geschrieben hat und die das Album wunderbar abrundet.

„Teenage Rebel“ – Mission erfüllt

Nicht viele Retro-Bands schaffen es einen Sound zu produzieren, der so authentisch klingt und seinen Referenzen dabei qualitativ derart nahekommt. NESTOR gelingt dieses Kunststück aber scheinbar wieder mit Leichtigkeit und somit steht „Teenage Rebel“ dem erfolgreichen Debüt in nichts nach.

24.05.2024
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