Nervecell - Psychogenocide

Review

Die Zeiten, in denen man gerne mal den viel zitierten Exotenbonus gezückt hat, sind in meinen Augen längst Vergangenheit, nichtsdestoweniger ist es sicherlich erwähnenswert, dass NERVECELL aus den Vereinigten Arabischen Emiraten stammen. “Psychogenocide“ ist nicht das erste Werk der bereits seit dem Jahr 1999 existierenden Band, die mittlerweile bei Lifeforce Records untergekommen ist, und das unter Garantie nicht, weil man sich ein paar Lorbeeren hinsichtlich des außergewöhnlichen Herkunftslandes erhofft. Dies ist spätestens klar, wenn man in die Scheibe mal reingehört hat – dort offenbart sich nämlich technisch anspruchsvoller Death Metal mit ziemlich brutal wuchtiger Schlagseite, der sich gewaschen hat.

“Anemic Assurgency“ eröffnet als klassischer Introtitel, der mittelöstlich anmutende Melodie zum Besten gibt, und lässt einflusstechnisch vielleicht ein wenig an typische Nationaltrademarks wie etwa bei NILE oder MELECHESH denken, doch diese Annahme soll sich im Laufe der Scheibe nicht wirklich bestätigen. Mit dem nachfolgenden Stück geht es dann nämlich ziemlich straight zur Sache, ohne Schnörkel, ohne genrefremde Einsprengsel. Am Ehesten lassen sich die Jungs aus Dubai irgendwo in die Schnittmenge zwischen Bands wie NOX oder KRISIUN einordnen, obgleich die Soli hier schon einen charakteristischen Touch aufweisen.

Ansonsten pendeln die Stücke zwischen technisch vertrackten Elementen, präzisen, aber leider programmierten Uhrwerk-Drums und streckenweise recht groovigen Passagen wie beispielweise im Song “All Eyes On Them“, der wunderbar ins Ohr geht und sich dort nach ein paar wenigen Durchläufen festbeißt. Teilweise haben NERVECELL wahrhaftig großartige Ideen, fast schon genial wirken einige Riffs und Hooklines. So hat etwa der Titeltrack unheimlich viele großartige Kurzmomente, die erst entdeckt werden wollen, und genau dies macht auf “Psychogenocide“ unheimlich viel Spaß.

Unterm Strich ist das Trio sowohl handwerklich als auch kompositorisch besser, als jede zweite Trittbrettfahrer-Death-Metal-Band, denn NERVECELL wahren ihr eigenes Gesicht und greifen gleichzeitig auf Altbewährtes zurück, und das in wirklich guter Form.

18.04.2011
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