Die Italiener NERO DI MARTE sind bereits seit sieben Jahren unterwegs und haben mit „Immoto“ dieses Jahr im Frühjahr ihre dritte Full-Length vorgeschoben. Vielen sind sie wahrscheinlich noch kein Begriff, wer aber Berührungspunkte mit HIDEOUS DIVINITY etwa hatte, mag den neuen Drummer Giulio Galati kennen. Der glänzt auch auf „Immoto“ ziemlich mit einfühlsamem, dynamischen, aber auch aggressivem Spiel. Die Saitenfraktion aus Andrea Burgio (Bass), Francesco D’Adamo (Gitarre) Sean Worrell (Gitarre, Vocals) soll dabei nicht unerwähnt bleiben. Sehr verspielter, aber auch emotionaler Progressive Death Metal liegt auf dem Tisch, der von Post-Metal-Einflüssen bis hin zu dissonanten Spielereien, die auch aus dem ULCERATE-Camp kommen könnten und MESHUGGAH’scher Rhythmik eine sehr breite Palette bedient.
„Immoto“ macht in der Tat bewegungslos
Schon „Sisyphos“ startet ominös, aber relativ ruhig und gemächlich, ehe das Tempo und die Spannungskurve langsam angezogen wird. Auch die folgenden Songs „L’Arca“ und „Immoto“ walzen sich unbarmherzig nach vorne und erdrücken einen in Schwermut und Melancholie. Gerade der Titeltrack könnte schon als musikalisches Theater durchgehen, von der etwas übertriebenen Vocalperformance bis zum Schwenken zwischen den musikalischen Polen. „Semicerchi“ bietet eingangs eine kleine Verschnaufpause, bis es zu einem aufbrausenden Finale kommt, ehe es in „La Casa del Diavolo“ und „Irradia“ noch einmal zu Zerreiß- und Geduldproben kommen soll.
Ganz groß: Der Aufbau der Songs, der Wechsel von Dynamik aus postigen, an MOGWAI oder SWANS erinnernden Passagen und den massiven Doom- und/oder Sludgewänden, die hier noch prominenter als in der Vergangenheit platziert sind, auch wenn sich an der Grundausrichtung verglichen mit den Vorgängern nicht so viel geändert hat. Trotzdem sind NERO DI MARTE hier durchaus noch ein wenig stilistisch offener und experimenteller – aber eben auch auch anstrengend – unterwegs. Vor dem Hintergrund sei lobend die moderne und transparente, aber trotzdem irgendwo noch „fluffige“ Produktion erwähnt, die glücklicherweise nicht noch zusätzlich auf die Ohren schlägt.
NERO DI MARTE sind (immer noch) experimentell und anstrengend unterwegs
Generell sind die Songs sowohl von der Laufzeit als auch den musikalischen Wechseln her wahre Brocken, die aber trotzdem eine immense Sogwirkung entfalten. Allerdings hätte es dem Album an der ein oder anderen Stelle gut getan, ein wenig Fett wegzuschneiden. „Immoto“ ist definitiv kein songorientiertes Album, sondern eines, das eine Geschichte über die gesamte Laufzeit erzählt und erarbeitet werden will. Auch Seans Gesangsspektrum bemüht sich um Abwechslung zwischen gefühlvollen Cleans und schmerzenden Screams, ist aber in allen Disziplinen noch nicht ganz angekommen. Auch das Finale mit dem kürzesten und wahrscheinlich auch geradlinigsten und somit unspannendstem Song „La Fuga“ fällt ein wenig enttäuschend aus.
Somit fehlt „Immoto“ der letzte Schliff zu einem richtig guten Album. Dasselbe Problem, dass Kollege Maronde dem Vorgänger „Derivae“ konstatierte, ist hier erneut vorhanden: Die Sogwirkung der Musik kann leider nicht auf Dauer aufrecht erhalten werden und so driftet der geneigte Hörer gedanklich doch öfter ein wenig ab. Für Leute mit Geduld und Musiknerds sind NERO DI MARTE vielleicht nicht ganz ein Rohdiamant, aber ihrem Namen nach doch wenigstens ein funkelndes, glänzendes Stück Mineral(Pigment) auf Metallbasis, an dem sich die schwarze Seele erfreuen kann.
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