NEREIS, the band formerly known as BLACK STAR, aus dem norditalienischen Trient (Trento) beschreiben sich selbst als „Heavy-Rock-Band mit Metal-Kante“. Das dieser Tage erscheinende Album „Turning Point“ ist das erste nach der Namensänderung 2017 und das erste, welches mit dem Label-Support von Eclipse Records im Rücken erscheint. Folgerichtig sehen NEREIS sich dieses Mal mit ganz besonderem Augenmerk konfrontiert.
Die erzwungene Kreativität wirkt bisweilen deplatziert
Als Trademarks der Italiener kultiviert „Turning Point“ zuvorderst den expressiven Gesang von Andrea Barchiesi. Ähnlich einem MYLES KENNEDY unterwirft er sich die Instrumentalfraktion gesanglich in nahezu allen Momenten des Zusammenwirkens. Seine (zumindest anvisierte) Range reicht dabei von Screams, die dem Power Metal entliehen scheinen, über Kopfstimmen-Ausflüge bis hin zu kernig-amerikanischem Testosteron-Rock.
Dabei geben sich die Instrumentalisten alle Mühe, über eine blasse, pflichtschuldig verzerrte Stadion-Metal-Performance hinauszuwachsen. „The Wave“ wird mit einem ausufernd schmachtenden Piano-Intro eingeleitet und „We Stand As One“ schlägt als Interlude die mehrstimmige Pathos-Brücke zwischen SWASHBUCKLE, MANOWAR und VAN CANTO. Das ist – die Referenzen nehmen es vielleicht vorweg – häufig etwas zu viel gewollt und bisweilen erstaunlich deplatziert.
NEREIS mischen die bunte Farbpalette zu einem unscheinbaren Grau zusammen
Ernüchterung macht sich breit, wenn trotz der vorgeschobenen Vielseitigkeit die Rekapitulation von „Turning Point“ nichts wirklich Greifbares zutage fördert. Spielerisch durchaus solide, verwässern viele halbgare Ausflüge in Richtung Nu Metal und Industrial (vgl. hier ausgerechnet die Video-Single „Breaking Bad“) den ohnehin nicht sonderlich innovativen „Heavy Rock“ zusätzlich. „Turning Point“ ist ein Paradebeispiel dafür, wie eine aufsehenerregend angemischte Farbpalette sich am Ende dennoch in überwiegend grauen Schlieren verlieren kann.
Für sich genommen erklärt „Turning Point“ nicht gänzlich überzeugend, was genau Eclipse Records zum Signing von NEREIS bewegt haben mag. Gute Ansätze und musikalische Fähigkeiten mag man den Italienern nicht absprechen, doch am Songwriting krankt es hier bisweilen noch deutlich. Aus dem Mix aus Pathos und verschiedensten Elementen noch nicht zu radikaler Spielarten der Rockmusik will noch keine Eigenständigkeit geschweige denn Einprägsamkeit erwachsen.
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