Nephylim - Severance Of Serenity

Review

Die Niederländer NEPHYLIM wagen nach fünfjährigem Bestehen und einer EP ihr Debütalbum „Severance Of Serenity“. Wie sich beim ersten Hördurchgang schnell herausstellen soll, ist den Melodic Deathern das Wagnis überaus gelungen. Dass es gefällt, liegt zwar hauptsächlich daran, dass sie auf Nummer sicher gehen und sich an einschlägigen Vorbildern wie INSOMNIUM, OMNIUM GATHERUM, WOLFHEART und BE’LAKOR orientieren, daraus machen sie aber auch keinen Hehl und geben nicht vor, das Rad neu zu erfinden. Darüber, ob ein gewisses Maß an Eigenständigkeit voraussetzt werden sollte, um ein Album entsprechend gut zu bewerten, lässt sich sicherlich diskutieren. Musik zu machen, die erwiesenermaßen gut bei der Zielgruppe funktioniert, ist aber alles andere als dumm. Stellt sich nur noch die Frage, ob denn auch die Qualität stimmt.

NEPHYLIM steigen stark ein und machen stärker weiter

Los geht „Severance Of Serenity“ mit einem stimmungsvollen Intro bestehend aus Wind- oder Meeresrauschen, in das sich unterschwellige Pianoklänge und Streicher sowie eine Akustikgitarre mischen, ehe der Metal mit einem typischen Melodeath-Riff Einzug hält. Bereits dieses Zusammenspiel der verschiedenen Elemente klingt äußerst vielversprechend und lässt Vorfreude und Erwartungen ansteigen. Der eigentliche Opener „Forsaken“ geht dann direkt in die Vollen und legt sowohl in Sachen Tempo, Melodie, Vielschichtigkeit als auch handwerkliches Geschick sehr gut vor. Wenig später beweist auch NEPHYLIM-Sänger Tijn Bosters, dass er mit seinen angenehm tiefen Growls, die denen von Jukka Pelkonen (OMNIUM GATHERUM) oder auch Tuomas Saukkonen (WOLFHEART und andere) nicht unähnlich sind, punkten kann.

„Severance Of Serenity“ zählt gleich mehrere Anspieltipps

Im weiteren Verlauf wechseln sich treibende Hochtempopassagen mit melancholischen, teils doomigen Momenten ab, hämmern NEPHYLIM mal auf das Trommelfell ein und streicheln es dann wiederum sanft mit stimmungsvollen Parts. Vor allem „Aftermath“, „Fractured Existence“, „The Bitter Inheritance“ und der Rausschmeißer „Remembrance“ laufen extrem gut rein und verleiten zum wiederholten Anhören von „Severance Of Serenity“. Bei einer Länge von über 50 Minuten schleicht sich aber auch der ein oder andere schwächere Track ein. So hätte man gut und gerne auf das Intermezzo „Reassurance“ und den Song „Eye Of The Storm“ verzichten und das Ganze ein wenig konziser gestalten können. Auch diese Stücke haben aber ihre Momente und sind keineswegs als Ausfall anzusehen.

Eine Band, die man im Auge behalten sollte

So wie sie „Severance Of Serenity“ beginnen, so lassen NEPHYLIM es auch ausklingen. Mit einem sehr stimmungsvollen und von einer Vielzahl an Instrumenten getragenen Track, der sich in diesem Fall noch langsamer aufbaut und über acht Minuten verschiedene Emotionen versprüht, bevor er im Rauschen des Windes endet. Was NEPHYLIM hier als Eigenproduktion hervorgebracht haben, kann sich wirklich sehen lassen und wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit all jenen zusagen, die sich im nordischen Melodic Death heimisch fühlen. Eine Perle in der steigenden Flut an aufstrebendem Melodic Death, der es nicht immer schafft, qualitativ umzusetzen, was er sich vorgenommen hat. Diese Band sollte man gut im Auge behalten.

02.02.2020

headbanging herbivore with a camera

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4 Kommentare zu Nephylim - Severance Of Serenity

  1. ClutchNixon sagt:

    Ganz okay, aber Produktion und der ein, oder andere penetrante Keyboard Einsatz macht das Ding für mich zu einer zwiespältigen Angelegenheit. Den in der Review erwähnten großen Namen wird man nicht ansatzweise gerecht.

    Tipp: Vergangenen Freitag ist mit Deathwhite und ihrem „Grave Image“ das weitaus bessere Genrealbum veröffentlicht worden, auch wenn besagte Band auch ne Menge Doom in ihren Sound implementiert.

    5/10
    1. Steppenwolf sagt:

      Anspieltipps find ich immer gut, danke dafür 👍

      1. ClutchNixon sagt:

        Och, danichfür

    2. notPeteSteele sagt:

      Hab mir die Deathwhite auch geholt und bin begeistert – der starke Doom-Anteil mit clean-Gesang ist schon sehr charmant. Kann aber auch der neuen Nephylim viel abgewinnen – die Platte bedient genau mein nostalgisches Verlangen irgendwo zwischen alten In Flames und den seligen Sentenced.

      8/10