Neosis - Neosis

Review

Kopfschmerzen! Das ist nicht nur in den ersten Sekunden so, sondern hält die komplette erste Umrundung von NEOSIS Debüt-Silberling an. Dass das nach einigen weiteren Runden relativiert wird, ist nicht verwunderlich, steckt in „Neosis“ doch viel mehr als ein Wirrwarr an Rhythmen und Takten. Auch wenn der Vergleich zu MESHUGGAH ziemlich hinkt, für die Masse an Breaks und unüblichen Songstrukturen gelten die Schweden ja als Wegbereiter und dürfen mindestens indirekt als Einfluss hergehalten haben.

Ansonsten dürften aber MNEMIC und mit Abstrichen auch CHIMAIRA als Vergleich deutlich passender sein. NEOSIS wirken wie eine chaotische Metalcore-Combo, die aber an der Schnittstelle zum Mathcore in die andere Richtung abgebogen ist und eine nicht komplett erkundete Form des Modern Metal abgrast. Dabei wirken die verwendeten Elemente zwar nicht gänzlich neu, aber die Mischform kann sich hören lassen, zumindest wenn man einmal von den Vocals absieht: Über das Geschrei brauche ich an dieser Stelle nicht groß philosophieren: Es ist solide, aber ohne Variationen. Dagegen sind die hochgezüchteten, sehr dünnen, klar gesungenen Parts aber häufig nahe an der Grenze zum Unerträglichen. Sicher, auch das wird Freunde finden, aber mir raubt das den Nerv. Dagegen wirken die häufigen Breaks, die tiefgestimmten Gitarren und die sehr sterile Produktion deutlich ansprechender. Mechanisch kalt eilt das Debütalbum der Schweizer mit allerhand hirnverdrehenden Wendungen durch knapp 50 Minuten Laufzeit und lässt einiges an Anspruch erkennen – allerhand Überraschungen inklusive. Nur selten lassen NEOSIS etwas wie Harmonie erahnen, lieber frickelt das Quartett und spielt auch ein bisschen mit elektronischen Stilmitteln, was der ganzen Sterilität die Krone aufsetzt.

Das ist alles (sieht man von den cleanen Vocals ab, wobei auch mein Nervenkostüm eventuell zu schwach ist) gar nicht mal so schlecht, zeitweise sogar richtig interessant. NEOSIS könnten wirklich eine anspruchsvolle Modern Metal-Band sein, wäre das Ganze am Ende nicht zu oberflächlich. Denn so bleibt „Neosis“ nur ein gutes Album – kämen ein paar detailreiche Farbtupfer hinzu, könnte das schon viel besser aussehen.

24.04.2012

Chefredakteur

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