Wer seit 19 Jahren in der Szene aktiv ist, versteht wohl etwas von guter Musik. Zumindest möchte man das glauben. Die polnische Formation NEOLITH ist ein Beweis dafür, dass die Fähigkeit, packende Songs zu schreiben nicht proportional zur Dauer des Bestehens einer Band heranreift. Warum? Nun, „Individual Infernal Idimmu“ bietet, bis auf den äußerst kryptischen Titel, wenig Stoff für eine tiefere Auseinandersetzung.
Metaphorisch gesprochen könnte man sagen, dass das Material auf vorliegendem Album vor Geistlosigkeit ächzt. Der Sänger growlt und kreischt lasch und lustlos in’s Mikro und wird unterstützt von Riffs, denen es an jeglichem Saft fehlt. Man schleppt sich behäbig und unauffällig sowie keinesfalls mitreißend durch und nach 50 stolzen Minuten Spielzeit bleibt lediglich ein fahler Nachgeschmack hängen. Irgendwie ist die Zeit schon herumgegangen, aber wirklich passiert ist nichts. Eine eher traurige Feststellung. Auch die Produktion verkörpert diese Charakterlosigkeit: Zu sauber, um bissig zu sein aber auch zu substanzlos, um richtig einzuschlagen.
NEOLITH klingen müde. Vielleicht ist das ja das Resultat davon, seit 19 Jahren nichts Inspirierendes auf die Reihe gekriegt zu haben? Ein wenig erinnert mich „Individual Infernal Idimmu“ an das Gefühl, einer Kuh beim Wiederkäuen zuzusehen. Es ist fließt irgendwie dahin und hinterlässt keine Spuren. Vielleicht entweicht der Kuh einmal ein Laut oder sie lässt einen ordentlichen Fladen in’s satte Grün plumpsen. Genau das zelebrieren NEOLITH auf diesem Album: Sie huldigen dem Mittelmaß, lassen in seltenen Fällen mal kurz aufhören, und dümpeln dann munter weiter. Hat fast etwas von Zen-Buddhismus, und wenn man die wenigen spannenden Momente noch ganz eliminiert, ist die Erleuchtung wohl nicht mehr fern.
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