Neokhrome - Perihelion

Neo und Chrom sind zwei Attribute, die ich persönlich mit einer futuristisch-kalten Mischung aus „Matrix“ und geschmacklosen, sterilen Küchenutensilien verbinde. In Kombination als NEOKHROME lässt das viel erwarten, aber sicher nicht den durchaus warmen, gefühlvollen Dark Metal, den die schon seit 2001 aktive ungarische Band auf ihrem dritten Album „Perihelion“ spielt.

Und der ist für Liebhaber anspruchsvoller, komplexer und düsterer Musik eine absolut positive Überraschung und viel spannender, als es die Landsleute von BORNHOLM neulich vorgemacht haben. NEOKHROME haben sich von stilistischen Fesseln zum Großteil freigemacht und vermengen alles, was melodischer Black (und Death) Metal, aber auch elektronische Klanglandschaften und sogar softer atmosphärischer Rock zu bieten haben. Der Schwerpunkt liegt dabei zwar durchaus auf der harten Seite dieser Stilmixtur und damit irgendwo zwischen SEAR BLISS und etwas simpleren BORKNAGAR – vor allem wegen der Raspelstimme und den dicken Keyboards. Richtig interessant machen „Perihelion“ aber die Genre-Querverweise: Der cleane Gesang zu poltrigem Geblaste („Stellar Outcast“), die wunderhübschen Leadgitarren, die experimentellen Effekte („Closer To The Sun“), die sorgsam ausgewählten Synthesizer, bei denen manchmal fast finnisches Feeling aufkommt und die ich mich mitunter an alte THROES OF DAWN erinnert fühle. Finno-ugrische Melo-Black-Verwandtschaft sozusagen.

Bei allen positiven Aspekten ihres dritten Albums, die sich auch auf die stringenten Kompositionen und den recht gelungenen Sound ausweiten, muss man allerdings fairereweise zugeben, dass NEOKHROME leider nicht das unentdeckte Meisterwerk gelungen ist. Dafür fehlt es dem Trio am letzten Stück Größe, am Übersong, am totalen Emotionsoverkill und über Albumdistanz an Durchhaltevermögen. Trotzdem eine Band, die Aufmerksamkeit verdient hat – auch wenn sie die sympathischerweise gar nicht sucht. Über ein paar Bestellung des netten, selbstaufgelegten Digipaks wird sich die Truppe trotzdem freuen.